Rofo 2008; 180 - VO_318_3
DOI: 10.1055/s-2008-1073711

Erfahrungen mit der MRT-gesteuerten transrektalen Prostatabiopsie nach vorhergegangener negativer TRUS-Biopsie im klinischen Einsatz

MP Lichy 1, D Schilling 1, A Anastasiadis 1, P Wagner 1, A Stenzl 1, CD Claussen 1, HP Schlemmer 1
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Abtl. für Diagnostische Radiologie, Tübingen

Ziele: Die MRT-gesteuerte Prostatabiopsie (MR-Bx) konnte bereits in ersten Studien als wertvolles Instrument zur Diagnose eines Prostatakarzinoms bei persisiterenden/ansteigenden PSA-Werten, vorheriger negativer TRUS-Biopsie und suspektem Befund in der MRT mit endorektaler Spule (endoMRT) identifiziert werden. Ziel dieser Arbeit ist die Darstellung der bisherigen Erfahrungen mit der MR-Bx in der klinischen Routine. Methode: Es wurden bisher 69 Patienten mit ansteigenden/persistierend erhöhtem PSA-Wert(>=4ng/ml), negativer vorheriger TRUS-Biopsie und dokumentierten suspektem Befund in der endoMRT (einschließlich coronarer und transversaler T2w TSE Sequenzen) untersucht. Die MR-Bx wurden sowohl in einem konventionellen (Magnetom Avanto, Siemens) als auch Open-Bore System (Magnetom Espree, Siemens) bei 1,5T mithilfe eine MRT-kompatiblen Biopsieeinheit und einer vollautomatischen 18G-Doppelschußbiopsiepistole durchgeführt (Invivo Germany GmbH, Schwerin). Es erfolgte eine orale Breitbandantibiotikumgabe; lokale Anästhetika oder Sedativa wurden nicht routinemäßig appliziert. Alle Biopsien wurden in Kooperation durch jeweils einen erfahrenen Urologen und Radiologen durchgeführt. In allen Fällen erfolgte postinterventionell eine digital-rektale Untersuchung und Urinkontrolle. Ergebnis: Zum Zeitpunkt der MR-Bx betrug das Alter der Patienten 60+/-7a; letzter dokumentierter PSA-Wert vor MR-Bx war 11+/-9ng/ml; das mittlere Prostatavolumen betrug 46+/-31cm3 (Range 5–183, Median 37 cm3). In 3/69 lag keine TRUS-Biopsie vor (individuelle Indikationsstellung aufgrund Größe und Lage des suspekten endoMRT Befundes). Die MR-Bx wurde von allen Patienten gut toleriert. Mit einer Interventionsdauer von bis 1,5h und Durchführung in Bauchlage wurde als Limitation für den Patientenkomfort die Schulterlagerung beschrieben. Bei zwei Patienten erfolgte aufgrund von Fieber und Entzündungsparameter eine Umstellung der Antibiose nach Biopsie. In keinem Fall kam es zu einer Verletzung der Harnröhre oder Einblutung in die Blase. Es wurden insgesamt 329 Proben (5+/-2 pro Patient) entnommen. In 33/69 Patienten wurde ein Prostatakarzinom diagnostiziert (48%); in 14/69 Patienten wurde die Diagnose einer Prostatitis (20%), in 8/69 eine PIN/Zellatypie (12%) gestellt. Schlussfolgerung: Die MR-Bx stellt eine klinisch wertvolle Ergänzung zur TRUS-Biopsie, insbesondere bei Patienten mit vorheriger negativer Biopsie und erhöhtem PSA-Wert dar. Sie ist ein sicheres, einfach handhabbares und in den klinischen Alltag integrierbares Verfahren.

Korrespondierender Autor: Lichy MP

Universitätsklinikum Tübingen, Abtl. für Diagnostische Radiologie, Hoppe-Seyler-Straße 3, 72076 Tübingen

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