Beziehungen zwischen ungelöstem Bindungstrauma und retrospektiv erinnerter Kindheitstraumatisierung bei Patienten in stationärer psychosomatischer Behandlung

Fragestellung: Im Gegensatz zum organisierten Bindungsstatus R (untergliedert in F; Ds, E), der durch konsistentes Bindungsverhalten gekennzeichnet ist, ist dieses beim desorganisierte Bindungsstatus U (ungelöstes Bindungstrauma/ Trauer) unter dem Druck bindungsbezogener Angst zusammengebrochen. Bei Patienten in stationärer psychotherapeutischer Behandlung findet sich U häufig; die Prävalenz von Kindheitstraumatisierung ist bei diesen Patienten ebenfalls hoch. Bisher gibt es noch wenig Erkenntnisse zur Beziehung zwischen Kindheitstraumatisierung und aktueller Bindungsdesorganisiation. Untersuchungsgruppe und Methoden: N=46 Patienten (Diagnosen: depressive Episode; Somatoforme – und Angststörung) wurden unmittelbar nach Aufnahme in psychosomatische Akutbehandlung mit dem Adult Attachment Projective (AAP; Korrelation mit AAI: 92%), Fragebögen zur retrospektiv erinnerten Kindheitstraumatisierung (CTQ, CATS), Fragebögen Distress, Depression und Angst (SCL 90 R, BDI, STAI) und der Levels of Emotional Awareness Scale (LEAS) zur Bestimmung des kognitiv-emotionalen Entwicklungsstands untersucht. Ergebnisse: Der desorganisierte Bindungsstatus U überwog mit 53%, U und R unterschieden sich nicht in der Symptomstärke. Beiden Gruppen beschrieben die Belastung durch Vernachlässigung oder Misshandlung/ Missbrauch in der Kindheit als ähnlich stark. Die U-Gruppe erinnerte häufiger Schläge in der Kindheit und hatte einen niedrigeren kognitiv-emotionalen Entwicklungsstand.

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