Klin Monbl Augenheilkd 2008; 225 - R27
DOI: 10.1055/s-2008-1057952

Kalzifizierung von Intraokularlinsen – Stand und neue Klassifikation

DJ Apple 1
  • 1University of Utah, Salt Lake City (USA)

Hintergrund: Nach Kataraktoperation stellt die Trübung der Intraokularlinsen (IOL)-Optik durch Ablagerung von Kalziumkristallen eine seltene, aber folgenreiche Komplikation dar. In der vorliegenden Studie wurden die möglichen Mechanismen, welche zu dieser Komplikation führen, untersucht und eine neue Klassifikation für IOL-Kalzifizierung vorgestellt. Methoden: Als Grundlage für die vorgeschlagene Klassifizierung dienten die Auswertung klinischer Informationen und vor allem die histologischen Untersuchungen all solcher IOLs, welche wegen Trübung/Kalzifizierung ihrer Optik explantiert und in unser Labor zwischen Januar 1999 und Dezember 2004 eingeschickt worden waren. Ergebnisse: Drei Haupttypen von IOL-Kalzifizierung wurden identifiziert: 1) Primäre Form, 2) sekundäre Form und 3) falsch positive Form/Pseudokalzifizierung. 1) Die primäre Form bezieht sich auf solche Fälle, in denen das Problem für die Trübung in der Linse selbst liegt, zum Beispiel aufgrund einer fehlerhaften Polymerfabrikation oder IOL-Verpackung. Diese Art der Kalzifizierung entsteht also in „gesunden“ Augen und ist üblicherweise nicht mit Begleiterkrankungen assoziiert. 2) Als sekundäre Form werden solche Fälle bezeichnet, bei denen es zu einer Ablagerung von Kalzium auf der Oberfläche einer IOL kommt, welche wahrscheinlich durch „begleitende“ Umstände, welche im Wesentlichen eine Veränderung der Zusammensetzung des Kammerwassers verursachen, ausgelöst wird. 3) Die falsch positive Form bezieht sich auf solche Fälle, in denen andere Pathologien mit Kalzifizierung verwechselt werden oder falsch positive Ergebnisse bei histologischen Färbungen auftreten. Schlussfolgerungen: In der neuen Klassifikation sollen die verschiedenen Mechanismen, welche zu einer IOL-Kalzifizierung führen können, Berücksichtigung finden und so den Weg zu den entsprechenden klinischen Konsequenzen weisen. Liegt ein primäres IOL-abhängiges Problem vor, sollte eine solche Linse vom Markt gezogen werden bis die Ursache für die Kalzifizierung gefunden und behoben ist. Nach Wiedereinführung sollten Patienten mit einer entsprechenden IOL bis zu 2 Jahre nachverfolgt werden, um die Behhebung des Problems endgültig sicherzustellen. Sekundäre IOL-Kalzifizierung ist per definitionem nicht abhängig von der IOL selbst und kann bei jedem IOL-Material, sei es hydrophil oder hydrophob, auftreten, wenn es in eine entsprechende Umgebung implantiert wird. Die falsch positive Form kann in aller Regel durch eine histologische Untersuchung ausgeschlossen werden.