Z Orthop Unfall 1994; 132(5): 363-370
DOI: 10.1055/s-2008-1039838
© 1994 F. Enke Verlag Stuttgart

Verlauf und Prognose von angeborenen Fehlbildungsskoliosen

Course and Prognosis of Congenital ScoliosisR. Bosch, B. Heimkes, S. Stotz
  • Orthopädische Universitäts-Poliklinik Innenstadt der LMU München (Direktor: Prof. Dr. H. J. Refior)
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Publication Date:
15 May 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Angaben in der Literatur über die Progredienz der angeborenen Skoliose differieren stark. Ziel der vorliegenden Untersuchung war, anhand von Verlaufstudien an eigenen Patienten, Aussagen zur Prognose und Therapie zu machen. Untersucht wurden 75 Patienten (33 männlich, 42 weiblich) mit Erstdiagnose zwischen Geburt und 40. Lebensjahr. Art und Lokalisation der Anomalie wurden nach einem standardisierten Schema klassifiziert und ausgewertet.

Die Prognose der kongenitalen Skoliose variiert stark nach der Art der Deformität. Die Progredienzunterschiede in der Segmentationshöhe sind demgegenüber gering. Einseitige Wirbelsegmentationsstörungen zeigten die größte Progredienz: Die jährliche Verschlechterung des Skoliosewinkels nach Cobb betrug im Durchschnitt 7,6 Grad. Bei allen anderen Fehlbildungsformen war die Progression gering. Einseitige Halbwirbel wiesen eine jährliche Zuwachsrate von 1,4 - 1,8 Grad, multiple Fehlbildungen eine jährliche Zunahme von 1,5 Grad (obere BWS) und 2,3 Grad (untere BWS) auf. Bei allen anderen Anomalien lag die jährliche Änderung des Cobb'schen Winkels unter einem Grad in jeder Höhe.

Einseitige Wirbelkörpersegmentationsstörungen stellen eine Operationsindikation dar. Bei allen anderen Fehlbildungsformen genügt unter engmaschiger Kontrolle meist eine konservative Therapie.

Abstract

75 patients (33 male, 42 female) with congenital scoliosis, diagnosed first time between birth and 40 years were examinated. Type and site of the anomaly were classified and evaluated in accordance with a standardized scheme.

The prognosis of congenital scoliosis depends strongly on the type of the anomaly. The differences of progression in the site of the abnormality are therefor minor. Unilateral unsegmented bars showed the most severe progression: the yearly rate of deteriotation of the curve averages 7.6 degrees. Unilateral hemivertebrae showed 1.5 degrees (upper thoracic region) and 2.3 degrees (lower thoracic region).

Two contralateral hemivertebraes and block vertebraes had a yearly rate of deteriotation less than 1 degree.

Operation is the treatment of choice in case of unilateral unsegmented bars. A conservative treatment is sufficient in most cases of other abnormalities.

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