Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P64
DOI: 10.1055/s-2007-988702

Prospektive Evaluierung von 108 Patientinnen nach radikaler vaginaler Trachelektomie (RVT): aktuelle onkologische und geburtshilfliche Ergebnisse

H Hertel 1, C Köhler 2, P Hillemanns 1, W Michels 3, M Possover 4, A Schneider 2
  • 1Hannover
  • 2Berlin
  • 3Jena
  • 4Köln

Ziel:

Die vorliegende Arbeit präsentiert Ergebnisse der prospektiven Evaluierung von 108 Pat. mit Zervixfrühkarzinom, die im Rahmen der Studie Uterus VI der AGO erfolgte. Neben den onkologischen Ergenissen sollen hier ebenfalls die geburtshilflichen Daten präsentiert werden.

Ergebnisse:

Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 36 (2–130) Monaten liegt das geschätzte rezidivfreie 5-Jahres Überleben bei 95%. Vier Rezidive sind in der Gruppe der protokollgerecht behandelten Pat. zu verzeichnen. Ein Rezidiv wird hier unter Vorbehalt gezählt. Die Pat. lehnte nach dem Auftreten eines Adenocarcinoma in situ die empfohlene Hysterektomie ab. Im Verlauf entwickelte sich ein invasives Adenokarzinomrezidiv. Die geschätzte rezidivfreie 5-Jahresüberlebensrate des Gesamtkollektivs (n=108, intention to treat) beträgt 94% und für die Pat. die „according to protocol“ behandelt wurden 95%. Die Gesamtüberlebensrate liegt für beide Gruppe bei 98%.

Nicht alle Pat. aus dieser Serie haben dringenden Kinderwunsch und wollen nach RVT sofort schwanger werden (n=29/108, 27%). 79 Frauen haben Kinderwunsch und wenden keine Kontrazeptionsmaßnahmen an. Bei 9 (11%) dieser Pat. kam es trotz dringendem Kinderwunsch (>1 Jahr) zu keiner Gravidität. Drei Paare befinden sich in Kinderwunschbehandlung. Die Zahl der bisherigen Schwangerschaften beträgt 21/79 (27%). Von 21 Schwangerschaften waren 38% Termingeburten. Die Früh-und/Spätabortrate beträgt 14%. Drei Schwangerschaften dauern an. Eine Patientin hatte einen Abort in der 13. Schwangerschaftswoche. Bei zwei Frauen wurde die Schwangerschaft auf Wunsch entsprechend Beratungsregelung abgebrochen. 16 gesunde Kinder wurden durch Sektio zwischen der 26. und 40. Schwangerschaftswoche geboren. Die Schwangerschaftsraten in der Literatur werden mit 14 bis 70% angegeben. Die Entbindung erfolgt immer durch Kaiserschnitt. Boss et al. veröffentlichten eine Metaanalyse von 355 Pat. nach RVT und untersuchten die geburtshilflichen Ergebnisse. Bei 70% der Frauen mit Kinderwunsch kam es z.T. mehrfach zu Schwangerschaften. Von 161 Schwangerschaften waren 49% Termingeburten. Die Spätabortrate betrug 8%. Bei Shepherd et al. wurden von 50 Pat. mit Kinderwunsch 26 (52%) spontan schwanger. Sieben Pat. wurden vor der 32. SSW. entbunden. Plante et al. berichtete über 31 Schwangerschaften von 72 Pat. (43%). Die Abortrate betrug 20%. 72% der Entbindungen erfolgten ab dem 3. Trimester.

Schlussfolgerung:

Man kann mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Pat. mit Zervixfrühkarzinom (<2cm, keine Kombination aus L1 und V1, N0, keine neuroendokrine Differenzierung), ein Rezidivrisiko von weniger als 10,5% haben.

Sollte eine Schwangerschaft eintreten, zeigt sich ein höheres Risiko für Spätabort und Frühgeburtlichkeit. Wegen der operativ bedingten Verkürzung der Zervix kommt es häufiger zu Zervixinsuffizienz, vorzeitigem Blasensprung und Amnioninfektionssyndrom. Somit ist jede Schwangerschaft nach RVT als Risikoschwangerschaft einzustufen.