Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_17
DOI: 10.1055/s-2007-983513

Ist eine komplette histologische und molekularbiologische Tumorcharakterisierung aus Stanzbiopsien beim Mammakarzinom möglich?

G Sauer 1, N Schneiderhan-Marra 2, T Joos 2, R Kreienberg 1, H Deissler 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm
  • 2 Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut (NMI) Reutlingen, Reutlingen

Im Rahmen der interventionellen Mammadiagnostik haben Techniken, wie die sonographisch gesteuerte Hochgescheindigkeitsbiopsie in der histologischen Abklärung unklarer Herdbefunde ihren festen Stellenwert. Die objektive und valide Bestimmung molekularer Faktoren, welche für die individuelle Therapieentscheidung, zum Beispiel für eine primäre Chemotherapie, von großer Bedeutung sind, stellen jedoch eine große Schwierigkeit dar.

Wir zeigen, dass im Vergleich zur offenen Biopsie palpabler und nicht palpabler Befunde die Stanzbiopsie mit einer Falsch-Negativ-Rate von 1,8% eine identische, wenn nicht sogar größere diagnostische Sicherheit bietet. Weiterhin haben wir ein Proteinanalysesytems entwickelt, das die gleichzeitige hochempfindliche Messung einer Reihe von Parametern erlaubt, die eine klinische Bedeutung als prädiktive oder prognostische Faktoren beim Mammakarzinom besitzen (Hormonrezeptoren, Her-2/neu, EGF-Rezeptor, VEGF-Formen und VEGF-Rezeptoren, uPA, uPA-Rezeptor, uPA-Inhibitor). Grundlage dieses Verfahrens sind farbkodierte Partikel, an denen Analyt-spezifische Antikörper gebunden sind, welche über. einen zweiten spezifischen Antikörper mit einem Fluoreszensfarbstoff markiert sind. Dadurch kann jedes spezifische Protein mithilfe einer Durchflussmessung identifiziert und objektiv quantifiziert werden.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass kleinste Gewebevolumina, wie sie für Stanzbiopsate typisch sind, für eine multiparametrische Analyse ausreichen. Infolgedessen verspricht diese Methode eine weitreichende molekularbiologische Charakterisierung eines Tumors, welche eine individuelle, der jeweiligen Tumorentität entsprechende Therapieplanung ermöglicht.