Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P198
DOI: 10.1055/s-2007-983269

Fetale Tachycardie bei atrialem Septumaneurysma

HC Schneider 1, FK Trefz 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum am Steinenberg, Reutlingen

Fetale Tachycardien sind bedrohliche Ereignisse, die zu Hydrops fetalis und zum Absterben des Fetus führen können. Verschiedene Rhythmusstörungen sind bekannt. Als Auslöser werden u.a. Vorhofseptumaneurysmata diskutiert. Wir berichten über 2 Frühgeborene mit intrauteriner Tachycardie, konsekutiver Entbindung bei drohender Dekompensation und Nachweis ausgeprägter atrialer Septumaneurysmata. Dabei zeigten sich bei den Frühgeborenen verschiedene Ursachen der Tachycardien.

1. Das erste Kind war in der 33. SSW durch eine fetale Tachycardie von 270/min aufgefallen. Auf den Therapieversuch mit Digitalisierung der Mutter folgte ein silentes CTG von 130/min, das fetale Echo zeigte eine Vorhoffrequenz von 520/min, bei erneuter fetaler Tachycardie erfolgte die Sectio. Postpartum musste nach Demaskierung des Vorhofflattern durch Adenosin (s.Abb.) und zunächst erfolgreicher elektrischer Kardioversion bei rezidivierendem Vorhofflattern und 2:1 bzw 4:1 Überleitung trotz antiarhytmischer Therapie mit Amiodaron und Metoprolol insgesamt 4 x im Verlauf von 6 Wochen elektrisch kardiovertiert werden. Kardial wies das Kind ein ausgeprägtes Vorhofseptumaneurysma auf, kein Vitium, keine Kardiomyopathie, keine Myocarditis.

2. In der 35. SSW war bei dem Zwillingsfrühgeborenen eine fetale Tachycardie von 300/min aufgefallen, es erfolgte die umgehende Sectio. Postpartum konnte das Kind medikamentös mit Adenosin kardiovertiert werden, nur in den rechten BW-Ableitungen, nicht in den Standard-EKG-Ableitungen konnte eine Deltawelle im Sinne eines WPW-syndroms dargestellt werden – die weitere Behandlung erfolgte durch Digitalis. Auch hier fand sich ein großes Vorhofseptumaneurysma. Vorhofseptumaneurysmata werden bei 1,7–7,6% aller Feten1 gefunden. Durch die mechanische Belastung des Vorhofseptums können SVES induziert werden (30% der Feten mit Aneurysma). Diese wiederum können kreisende Erregungen (z.B. Vorhofflattern, AV-(Knoten)-reentry ...) bei entsprechender Disposition (z.B. beim WPW-syndrom ...) anstoßen. Im ersten Lebensjahr bilden sich die Aneurysmata meist spontan zurück. Durch ein Eventrecording konnte beim ersten Kind die Auslösung von Vorhofflattern durch Triplets von SVES im EKG dokumentiert werden .

Die Differenzialdiagnose der fetalen Tachycardie und ihre differenzierte Behandlung werden anhand der Fallbeispiele dargestellt, weiter wird auf die Bedeutung des Vorhofseptumaneurysmas bei der Entstehung der fetalen Tachycardie eingegangen.

Eine Literaturübersicht wird gegeben.

1 Papa et al Ital Heart J 2002, 3(5): 318–21