Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV245
DOI: 10.1055/s-2007-983093

Bedeutung der systemischen Inflammation und postnatalen hämodynamischen Adaptation für die Entwicklung der intraventrikulären Hirnblutung bei extrem Frühgeborenen <27 SSW

A Heep 1, G Knöpfle 2, M Wisskirchen 3, AR Franz 1, P Kutz 4, A Müller 1, P Bartmann 1, P Groneck 5, C Roll 6
  • 1Neonatologie, Universitätsklinikum, Bonn
  • 2Institut für Pathologie, Universitätsklinikum, Bonn
  • 3Städt. Krankenanstalten Kinderkrankenhaus, Köln
  • 4Vestische Kinderklinik, Datteln
  • 5Kinderklinik, Klinikum Leverkusen gGmbH, Leverkusen
  • 6Klinik für Kinder und Jugendmedizin der Universität, Essen

Zielsetzung: Untersuchung des Einflusses von systemischer perinataler Inflammationsreaktion und hämodynamischer Adaptation auf das Ausmaß der zerebralen Morbidität bestimmt durch intraventrikuläre Hirnblutung (IVH) bei Frühgeborenen <27 SSW. Methode: Prospektive Multicenter Studie der im Zeitraum 1/03 bis 5/04 an den Studienorten Bonn, Essen und Köln geborenen FG <27 SSW. 80 Patienten (Gestationsalter 25+2 SSW Median, 23+0 bis 26+6 SSW Range; Geburtsgewicht 655g Median, 355–1160g Range) wurden in die Studie aufgenommen. Perinatale Anamnese, Plazenta Histologie, Nabelschnurblut Konzentrationen von Interleukin-6 (IL-6), kontinuierliche arterielle Blutdruckregistrierung, serielle zerebrale Doppler und Ultraschall Untersuchungen (10x) wurden während der ersten 72 Lebensstunden (LST) bei allen Patienten erfasst. Blutbild, arterielle Blutgasanalysen, CRP und IL-6 wurden im Rahmen der Routinelaboruntersuchungen während der ersten 72LST untersucht. Zusätzliche Volumengaben und eine Katecholamintherapie, um den Blutdruck im altersentsprechenden Normbereich zu halten, wurden dokumentiert. Anhand der am 7. Lebenstag durchgeführten Ultraschalluntersuchung des Gehirns wurde der Schweregrad der IVH ermittelt und klassifiziert.

Resultate: Bei 34/80 (42%) der Patienten trat im Mittel nach 32 LST eine IVH auf. IVH war assoziiert mit niedrigem Gestationsalter (p<0,01) und erhöhten Nabelschnur IL-6 Konzentrationen (p<0,01). Weder CRIB Score, zerebrale Doppler Befunde, systemischer Blutdruck, klinische oder histologische Diagnose einer Chorioamnionitis waren mit der Entwicklung einer IVH assoziiert. Die Entwicklung einer schweren IVH (IVH Grad III+IV) war assoziiert mit erhöhten Serumkonzentrationen von IL-6 inder ersten LST (p<0,01) und Serum CRP im Alter von 24 LST (p<0,01), sowie zusätzlicher Volumenzufuhr (p<0,01) und Katecholamintherapie (p<0,01) in den ersten 72 LST. Beurteilung: Die Ergebnisse dieser Untersuchung beschreiben einen Zusammenhang zwischen systemischer Inflammation, therapeutischer Intervention bei gestörter hämodynamischer Adaptation und dem Ausmaß der perinatalen Hirnschädigung bei ELBW Frühgeborenen. Wir spekulieren, dass Änderungen der zerebralen Perfusion durch Inflammations-getriggerte Gefäßdysfunktion, unabhängig von der Stabilität des systemischen Blutdruckes, ursächlich für das Ausmaß der IVH bei extrem Frühgeborenen <27 SSW sind.