Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P250
DOI: 10.1055/s-2007-982345

Häufigkeit von unerkanntem Diabetes mellitus in ländlichen und städtischen Regionen von China

J Jonas 1, L Xu 2, X Xie 2, H Yang 2, S Wang 2
  • 1Universitäts-Augenklinik der Medizinischen Fakultät Mannheim, Mannheim, Germany
  • 2Beijing Institute of Ophthalmology, Beijing Tongren Hospital, Beijing, China

Fragestellung: Ziel der Studie war, die Häufigkeit von unerkanntem Diabetes mellitus in der erwachsen Bevölkerung im ländlichen und städtischen China im Großraum von Beijing zu untersuchen.

Methodik: Die Beijing Eye Study ist eine epidemiologische Studie, die im ersten Durchgang im Jahr 2001 4439 Teilnehmer mit einem Alter von 40+ Jahren umfasste. Im Jahr 2006 wurde die Studie mit 3169 (71,4%) der ursprünglich 4439 Teilnehmern wiederholt. Für alle Teilnehmer wurde eine ophthalmologische Untersuchung und weitere Untersuchungen einschließlich einer Blutabnahme durchgeführt. Die Konzentrationen von Nüchtern- Blutzucker wurden bestimmt. Zusätzlich wurde erfasst, bei welchem der Studienteilnehmer die Diagnose eines Diabetes mellitus bekannt war.

Ergebnisse: Blutproben waren für 2706 Teilnehmer verfügbar. Definierte man Diabetes mellitus als einen Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen ≥7,0 mmol/L oder eine selbstberichtete Diagnose von Diabetes mellitus, bestand ein Diabetes mellitus bei 266 Teilnehmern (Prävalenzrate: 9,83±0,57%). Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen ≥7,0 mmol/L wurden bei 190 Teilnehmern gemessen (Prävalenzrate (Mittelwert±Standardfehler): 7,02±0,49%), und 135 (5,0%) Teilnehmer gaben an, an Diabetes mellitus erkrankt zu sein. Von den 190 Teilnehmern mit erhöhtem Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen (≥7,0 mmol/L) war bei 59 (31,1%) Teilnehmern ein Diabetes mellitus bekannt. Bei 131 (68,9%) Teilnehmern war eine Diagnose eines Diabetes mellitus bisher nicht gestellt worden. Von den Teilnehmern mit normalem Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen (<7,0 mmol/L) gaben 76 (3,0%) Teilnehmer eine Diagnose von Diabetes mellitus an. Insgesamt war bei 131 (49,2%) der 266 Teilnehmer mit Diabetes mellitus die Diagnose bekannt. In einer binären logistischen Regressionsanalyse war ein unerkannter Diabetes mellitus signifikant korreliert mit geringen Familieneinkommen (P=0,003; 95% Konfidenzinterval (KI): 1,00 1,01), Körpergewicht (P=0,034; 95% KI: 0,93 0,99), und Fehlen einer diabetischen Retinopathie (P<0,001; 95% KI: 3,48 18,6). Nur marginal korreliert mit einem unbekannten Diabetes mellitus war die ländliche versus städtische Region (P=0,055; 95%KI: 0,98 9,26).

Schlussfolgerungen: Diabetes mellitus mit einer Gesamthäufigkeit von ca. 10% bei Chinesen mit einem Alter von 45+ Jahren ist in ca. der Hälfte der Patienten unerkannt. Assoziierte Faktoren mit einem unerkannten Diabetes mellitus sind geringes Familieneinkommen und Fehlen einer diabetischen Retinopathie.