Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P347
DOI: 10.1055/s-2007-976475

Constraint-Induced Movement Therapy bei kongenitaler Hemiparese mit unterschiedlicher kortikospinaler Reorganisation: Eine TMS-Studie

S Berweck 1, N Kuhnke 1, M Walther 1, T Hadyk 1, V Landes 1, N Wagner 1, M Staudt 1, V Mall 1
  • 1München, Freiburg, Tübingen

Fragestellung: Die Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT) ist eine effektive Therapie für Patienten mit kongenitaler Hemiparese. Wir untersuchten die durch die Therapie induzierten plastischen Veränderungen in der kortikalen Repräsentation der paretischen Hand mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) in Patientengruppen unterschiedlichen Reorganisationstyps nach früher Hirnläsion.

Methoden: Sieben Patienten mit kongenitaler Hemiparese auf Grund eines perinatal erworbenen Infarktes im Stromgebiet der A. cerebri media mit erhaltener kontralateraler Projektion zur paretischen Hand (Gruppe 1, mittleres Alter 16,8 Jahre) und acht Patienten mit einer unilateralen periventrikulären Läsion der weißen Substanz mit ipsilateraler Projektion zur paretischen Hand (Gruppe 2, mittleres Alter 17 Jahre) wurden mittels single pulse TMS untersucht. Vor und nach Intervention (12tägige CIMT, constraint 12h/d, shaping 2h/d) wurde die mittlere Amplitude des MEP über dem M. flexor pollicis brevis bestimmt. Auf Verhaltensebene wurden die Patienten mit dem Wolf Motor Function Test (WMFT) evaluiert.

Ergebnisse: In beiden Gruppen wurde im Abbild des WMFT ein Zugewinn in den motorischen Fähigkeiten der paretischen Hand erreicht. In Gruppe 1 stieg die Amplitude des MEP in der kontralateralen Repräsentation der paretischen Hand (vor Therapie: 0,38±0,22 mV, nach Therapie 1,125±1,0 mV, p=0,043) während sich in Gruppe 2 ein Abfall des MEP in der ipsilateral reorganisierten motorischen Repräsentation der paretischen Hand (vor Therapie: 0,90±0,79 mV, nach Therapie 0,41±0,41 mV, p=0,036) zeigte.

Schlussfolgerungen: Bei beiden Formen unterschiedlicher kortikospinaler Reorganisation wurden nach CIMT plastische Veränderungen innerhalb der motorischen kortikalen Repräsentation der paretischen Hand mittels TMS nachgewiesen. Damit gehen funktionell-motorische Verbesserungen der paretischen Hand nach CIMT einher mit einem veränderten Aktivierungsmuster in sich aus funktioneller Sicht entsprechenden Hirnregionen. Die Richtung des neuromodulatorischen Effektes unterscheidet sich jedoch in Abhängigkeit vom cortikospinalen (Re-)organisationsmuster.