Psychother Psychosom Med Psychol 2007; 57 - A082
DOI: 10.1055/s-2007-970701

Untersuchungen zur psychophysiologischen Stressregulation bei traumatisierten Patienten mit Somatisierungsstörung

M Sack 1, H Gündel 2, W Lempa 2, P Henningsen 1
  • 1Abteilung für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und medizinische Psychologie, tech. Univ. München, Klinikum rechts der Isar, München
  • 2Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Störungen der autonom-vegetativen Regulation gelten als eine klinische Begleiterscheinung von somatoformen Störungen. Psychophysiologischen Reaktionen bei Konfrontation mit einem Stressor wurde bei Patienten mit somatoformen Störungen bislang jedoch kaum untersucht.

In die Studie wurden 62 Patienten einer Spezialambulanz für Psychotraumatologie eingeschlossen, die das Traumakriterium einer PTSD erfüllten. N=20 Patienten erfüllten gleichzeitig auch die mittels Fragebogendiagnostik (SOMS–7 Rief und Hiller 2003) erhobenen Kriterien für eine Somatisierungsstörung (SD). Alle Patienten nahmen an einer psychophysiologischen Untersuchung teil, während der eine Konfrontation mit einer individuellen auf Tonband aufgezeichneten traumatischen Erinnerung stattfand. Es wurden Herzfrequenz (HR) und Herzratenvariabilität (HRV) aufgezeichnet. Zusätzlich füllten alle Patienten eine Standardtestbatterie aus, einschließlich der Toronto Alexithymia Scale (TAS–20). Die Gruppenvergleiche (ANOVA) der psychophysiologischen Daten wurden statistisch auf den Einfluss von Alter, BMI und Atemfrequenz kontrolliert.

Traumatisierte Patienten mit SD wiesen eine signifikant höhere HR während Traumkonfrontation (96,9 bpm±3,3 vs. 87,2 bpm±2,3; F(1,60), eine signifikant verlängerte Erholungszeit der HR nach dem Stressor (73,0 sec±9,8 vs. 44,0 sec±6,8, F(1,60) 5,8, p=0,019) und einen signifikant stärkeren Abfall der HRV während Traumakonfrontation auf (2,92 ln(ms)±0,65 vs. 0,94 ln(ms)±0,45, F(1,60) 6,2, p=0,016). Im Vergleich der Fragebogendaten fanden sich signifikant höhere Werte für Alexithymie bei den traumatisierten Patienten mit SD TAS–20: (57,1±8,5 vs. 48,0±12,1, F(1,55) 8,2, p=0,006).

Traumatisierte Patienten mit SD in unserer Studie wiesen ein erhöhtes und verlängertes psychophysiologisches Arousal sowie verstärkt Anzeichen einer Alexithymie auf. Die Ergebnisse unserer Untersuchung bestätigen Hinweise auf eine gestörte autonome Regulation bei Patienten mit SD.