Dtsch Med Wochenschr 2000; 125(23): 724-728
DOI: 10.1055/s-2007-1024469
Originalien

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Betreuung medizinischer Doktoranden im interuniversitären Vergleich - Sollte das Promotionsverfahren geändert werden?

Comparison between different universities in their supervision of medical doctors candidates: should the present system be changed?N. Kock1 , I. C. Gauer2 , L. C. Busch3 , H. Kirchner1
  • 1Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin (Direktor: Prof. Dr. H. Kirchner), Medizinische Universität zu Lübeck
  • 2Klinik für Chirurgie (Direktor: Prof. Dr. H. P. Bruch), Medizinische Universität zu Lübeck
  • 3Institut für Anatomie (Direktor: Prof. Dr. W. Kühnel), Medizinische Universität zu Lübeck
Further Information

Publication History

Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Grundproblematik und Fragestellung: Bislang existieren nur wenige Untersuchungen zur Bewertung der medizinischen Dissertation durch Doktoranden, die einen interuniversitären Vergleich erlauben. Unklar bleibt, ob das jetzige Promotionsverfahren bei einer Änderung des Medizinstudiums beibehalten werden kann.

Methodik: Mithilfe eines 28 Fragen umfassenden Erhebungsbogens wurden Promovenden der Humanmedizin des Jahres 1998 der Medizinischen Universität zu Lübeck befragt. Erhoben wurden Daten zu Thema, Dauer, Betreuung, Abbrüchen und Einflüssen der Doktorarbeit auf das Studium und möglicher Neugestaltung des Promotionsverfahrens. Die Ergebnisse wurden auf signifikante Unterschiede zu Voruntersuchungen analysiert.

Ergebnisse: 70 Fragebögen (Rücklaufquote 63 %) konnten ausgewertet und mit den Untersuchungen aus Hannover und Erlangen-Nürnberg verglichen werden. Die befragten Lübecker Doktoranden fühlten sich signifikant besser betreut, führten häufiger experimentelle Studien durch und ihre Ergebnisse führten häufiger zur Publikation als in den Vergleichsstudien. Das Studium wurde in der Regel um ein Semester durch die Doktorarbeit verlängert, signifikant häufiger bei Doktoranden mit experimenteller Arbeit gegenüber solchen mit klinischer Dissertation. Die Befragten stehen der Promotion kritisch gegenüber und wollen nur zu einem Drittel das jetzige Verfahren beibehalten. Um die Ursachen hierfür aufzudecken, erscheinen weitere Untersuchungen notwendig. Als konkrete Verbesserungsvorschläge ergaben sich die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für ausgeschriebene Doktorarbeiten und die eines regulär freien Semesters für die Promotion.

Folgerung: Für die Evaluation und den interuniversitären Vergleich sollten ähnliche Erhebungen an allen deutschen medizinischen Fakultäten durchgeführt werden. Bei einer Änderung der Ausbildungsordnung sollte über eine feste Integration der Promotion in das Studium oder aber eine völlige Trennung vom Studium nachgedacht werden.

Abstract

Background and objective: There are only few investigations on supervision of medical dissertations that allow a comparison between different universities. This article discusses how the medical dissertation can be incorporated into a new medical curriculum.

Methods: A questionnaire was sent to all medical students in Lübeck who wrote dissertations in 1998. It contained 28 questions on duration, supervision, impact on medical studies and possible changes in the dissertation process. The data were compared statistically to previous studies.

Results: 70 questionnaires could be evaluated (63 %) which allowed a comparison with studies in Hannover and Erlangen-Nürnberg. The Lübeck students assessed their supervision to be significantly better, they worked more frequently on experimental topics and data of their research were published more often than was the case in the other two institutions. The students regularly needed one extra semester for their dissertation, especially those working on experimental topics. Those who wrote dissertations expressed criticism of the dissertation process: only one third were in favour of making no change in the process. When asked to suggest possible improvements they proposed having a central facility for the announcement of dissertation subjects and one free semester to work solely on the dissertation.

Conclusion: In order to evaluate and compare supervision of dissertations, a comparable questionnaire should be used by all medical universities. If the medical curriculum is changed, the dissertation either has to be firmly integrated in the curriculum or it should be undertaken after completion of the studies.

    >