Suchttherapie 2006; 7 - P8
DOI: 10.1055/s-2006-959134

Häufigkeit nicht-viraler Infektionen und parasitärer Erkrankungen bei Patienten der bundesdeutschen Heroinstudie

J Reimer 1, B Schulte 1, U Verthein 1, C Haasen 1
  • 1Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung, Hamburg

Neben ihrer Suchterkrankung sind intravenös konsumierende Drogenabhängige häufig von psychiatrischen und somatischen Begleiterkrankungen betroffen. In den letzten Jahren haben im Besonderen Infektionen mit Virushepatitiden und die Infektion mit dem HI-Virus an Bedeutung für die Versorgung dieser Patientengruppe hinzugewonnen. Andere Infektionen hingegen wie zum Beispiel Pneumonien oder Weichteilinfektionen sind der Grund für jede fünfte Krankenhauseinweisung bei intravenös konsumierenden Drogenabhängigen.

Aus diesem Grund wurde der Status der folgenden infektiösen und parasitären Erkrankungen bei den Teilnehmern der bundesdeutschen Heroinstudie (positiv bei Eintritt in die Studie oder positiv in der Vergangenheit) ausgewertet: Tuberkulose, Pneumonie, Endokarditis, Hautabszess, Phlegmone, Syphilis, Gonorrhöe, Krätze und Kopfläuse. Insgesamt wurden die Daten von 1004 Patienten ausgewertet: Fast Dreiviertel der Patienten hatten in der Vergangenheit oder aktuell bei Studieneintritt Weichteilinfektionen (Hautabszesse, Phlegmone), jeder dritte Patient hatte schon einmal unter einer Pneumonie gelitten. Parasitäre Erkrankungen wie Kopfläuse oder Krätze wurden bei zwei bzw. einem Fünftel der Patienten diagnostiziert (Tabelle 1).

Table 1: Häufigkeit von nicht-viralen und parasitären Erkrankungen in der Heroinstudie

Diagnose

positiv

Tuberkulose

5.5%

Pneumonien

31.0%

Endokarditis

2.5%

Hautabzesse

65.4%

Phlegmone

7.5%

Syphilis

3.3%

Gonorrhoe

16.6%

Krätze

18.2%

Kopfläuse

43.9%

Die Häufigkeit nicht-viraler und parasitärer Erkrankungen unterstreicht die Gesundheitsbeeinträchtigung durch somatische Begleiterkrankungen bei Drogenabhängigen mit intravenösem Konsum. Die Zahlen betonen zudem die Bedeutung von Gesundheitsprogrammen, die spezifisch auf die Notwendigkeiten von schwerstabhängigen Drogenabhängigen mit i.v.-Konsum reagieren. Nadelaustauschprogramme bieten die Möglichkeit die Prävalenz von Hautabszessen zu verringern.