Klin Monbl Augenheilkd 2006; 223 - R15
DOI: 10.1055/s-2006-948246

Was sollte der Augenarzt über MS wissen?

H Steffen 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Würzburg

Die Neuritis nervi optici ist eine häufige Erstmanifestation einer Multiplen Sklerose (MS). Obwohl die Diagnose klinisch gestellt werden kann, sollte immer ein MRT veranlasst werden, um nach MS-typischen Demyelinisierungsherden zu fanden. Klinisch ophthalmologischer Befund sowie MRT erlauben Prognosen über die Wahrscheinlichkeit, später einmal an einer MS zu erkranken. Weitere ophthalmologische Beteiligungen bei MS sind die häufig asymptomatische Periphlebitis retinae und eine intermediäre oder hintere Uveitis. Bei Motilitätsstörungen gilt die beidseitige internukleäre Ophtalmoplegie (INO) bis zum Beweis des Gegenteils als MS-bedingt. INO-bedingte Stellungsanomalien, die über ein Jahr persistieren, können mit Augenmuskelchirurgie gebessert werden. Ein bei MS häufig auftretender und sehr invalidisierender Nystagmus ist der erworbene Pendelnystagmus, der in vielen Fällen medikamentös gebessert werden kann. Der Augenarzt sollte schließlich auch mit den für die Therapie der MS eingesetzten Substanzen einschließlich deren Nebenwirkungen vertraut sein. Zu nennen sind hier u.a. Interferon-β, Glatiramazetat, Azathioprin, Mitixantron, Cyclophosphamid, Immunglobuline.