Aktuelle Urol 2006; 37 - V78
DOI: 10.1055/s-2006-947467

Langzeitergebnisse nach Anlage eines Mainz-Pouch-I im Kindesalter

A Schröder 1, R Stein 1, C Wiesner 1, R Beetz 2, JW Thüroff 1
  • 1Urologische Klinik und Poliklinik im Klinikum der Johannes Gutenberg Universität, Mainz
  • 2Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Klinikum der Johannes Gutenberg Universität, Mainz

Ziele:

Seit 1984 findet in unserer Klinik der Mainz Pouch I als kontinente kutane Harnableitung Anwendung. Insbesondere bei Operation im Kindesalter sind ausreichend lange Nachbeobachtungsintervalle von >5 Jahren notwendig, um Aussagen über den Stellenwert dieser operativen Technik treffen zu können.

Material und Methoden:

Bis 11/1999 erfolgte bei 67 Kindern <16 Jahre die Anlage eines Mainz Pouch I (Analatresie n=5, Exstrophie/Epispadie n=22, Meningomyelocele n=28, Rhabdomyosakom n=5 und verschiedene Indikationen n=7).

Ergebnisse:

Bei 65 Patienten konnte ein Langzeit-follow-up von >5 Jahren (124±45 Monate) erhoben werden, 4 Patienten sind in der Zwischenzeit unabhängig von der Harnableitung verstorben.

11/31 Patienten mit einem Appendixstoma (33%) und 2/24 Patienten mit einem Ileum-Nippel (8%) entwickelten eine Stomastenose im Hautniveau. Pouchsteine wurden bei 8/24 (28%) mit Ileum-Nippel und bei 9/31 (29%) mit Appendixstoma entfernt.

Nach Ureterimplantation mittels submukösen Tunnels wurde bei 8/98 renoureteralen Einheiten (8,2% RUE) eine Reimplantation wegen Obstruktion notwendig, jedoch bei keiner der 18 RUE mit seromuskulären Tunnel. Beim letzten follow-up wiesen 8/98 der submukös getunnelten und 3/18 der seromuskulär getunnelten Ureteren eine geringe, asymptomatische Zunahme der Dilatation des oberen Harntraktes auf.

Eine Revision des Kontienzmechanismus wurde bei 5/65 Patienten (7,7%) erforderlich. Bei 2 Patienten erfolgte aufgrund einer Verschlechterung der neurologischen Symptomatik (Unfähigkeit des CISC) die Konversion zum Conduit. Eine Patientin erlitt eine traumatische Pouchruptur beim Autounfall. Keiner der 61 Patienten mit präoperativ normaler Nierenfunktion zeigte im Verlauf eine Veränderung. Keinem Patient wies beim letzten follow-up eine Azidose auf, 33 nehmen prophylaktisch Bikarbonat.

Schlussfolgerungen:

Die ileozökale kutane Harnableitung gewährleistet bei Kindern Harnkontinenz und Schutz des oberen Harntraktes mit einem hohen Maß an Sicherheit. Pouchsteine und Stomastenon stellen häufigere Probleme dar, deren Inzidenz durch regelmäßige Spülungen und die Verwendung ausreichender Mengen Gleitgels reduziert werden kann.