Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210 - PV2
DOI: 10.1055/s-2006-946086

Pflege bei Kindern an ECMO oder Kunstherz

B Jöhling 1, Y Freitag 1, C Valentin 1, B Stiller 1, S Schubert 1, M Hübler 2, F Berger 1, R Hetzer 2
  • 1Klinik für angeborene Herzfehler
  • 2Klinik für Herz, Thorax- u. Gefäßchirurgie, Berlin, D

Hintergrund: Herzversagen führt bei einigen Kindern trotz intensiver medikamentöser Therapie in einen nicht beherrschbaren kardiogenen Schock und Tod. Diese Verläufe sind bekannt bei Kindern mit Kardiomyopathie, Myokarditis und vereinzelt nach Herzoperationen. Oftmals besteht neben dem Herzversagen auch ein Lungen- oder Multiorganversagen. Als mechanische Kreislaufunterstützungssysteme stehen für diese Kinder im Herzzentrum Berlin sowohl die extracorporale Membranoxygenierung (ECMO), als auch das pneumatisch pulsatile Kinderkunstherz (Berlin Heart EXCOR) zur Verfügung. Beide Systeme haben unterschiedliche Indikationen und unterscheiden sich in möglicher Dauer, Begleitbehandlung und Risikoprofil. Beide Systeme wurden seit 1996 bei jeweils mehr als 70 Kindern in unserer Abteilung angewandt. Bei jedem der Systeme ist eine Gerinnungshemmung mit genauester Steuerung notwendig, um die Behandlung für die Kinder möglichst sicher zu gestalten.

Pflegerische Besonderheiten: Die intensivmedizinische Pflege der Kinder an der ECMO oder dem Berlin Heart EXCOR bedeutet eine besondere Herausforderung. Das Pflegepersonal muss beide Systeme kennen und so geschult sein, dass es auf diese speziellen Anforderungen zu reagieren weiß.

Kinder an der ECMO sind während der 1–3-wöchigen Unterstützungszeit beatmet, haben oftmals einen offen belassenen Thorax und sind kontinuierlich analgosediert. Sie haben aufgrund der ausgeprägten Blutverdünnung mit Heparin oftmals Blutungen und benötigen fast täglich Transfusionen. Die pflegerische Versorgung bei diesen Kindern erfordert ein „minimal-handling“ und jede Maßnahme muss ärztlicher- und pflegerischerseits gut abgesprochen sein. Konsequentes Tragen von Handschuhen zur Infektionsprophylaxe ist bei jeglichem Patientenkontakt unerlässlich.

Anders sieht es während der oft mehrmonatigen Pflege von Kindern am Berlin Heart EXCOR aus. Bei erhaltener Lungenfunktion ist dieses System der ECMO überlegen, da die Kinder einen primär verschlossenen Thorax haben, frühzeitig enteral ernährt werden können, jenseits der ersten Tage/Woche nicht mehr dauersediert, sondern wach, extubiert und mobilisiert sind. Hier bestehen hohe Anforderungen an die Pflegepersonen, da die Mobilisierung und das erste Aufstehen mit den extracorporal liegenden Blutpumpen technisch und psychisch eine Herausforderung darstellen. Die Mitarbeiter der Kardiotechnik geben durch tägliche Visiten ein hohes Maß an Sicherheit und sind darüber hinaus bei Akutproblemen jederzeit erreichbar.

Bei beiden Systemen besteht nicht nur für den Patienten, sondern für die ganze Familie eine erhebliche psychische Belastung. Die Pflegeperson sollte die Unterstützungssysteme, die Behandlungsgrundsätze und die klinikeigenen Ergebnisse kennen, um den Patienten und ihren Familien durch geschultes, liebevolles und professionelles Gespräch und Handeln eine Hilfe sein zu können und damit entscheidend am Therapieerfolg mitzuwirken.