Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210 - PV1
DOI: 10.1055/s-2006-946085

Besonderheiten der Pflege nach Herztransplantation (HTx) im Kindesalter

Y Freitag 1, B Jöhling 1, C Valentin 1, B Stiller 1, M Hübler 2, H Lehmkuhl 2, R Hetzer 2, F Berger 1
  • 1Klinik für angeborene Herzfehler
  • 2Klinik für Herz, Thorax- u. Gefäßchirurgie, Berlin, D

Hintergrund: In unserer Klinik erfolgte zwischen 1988 und 2005 bei 140 Kindern eine Herztransplantation. Bei der Mehrzahl (70%) lag als Grunderkrankung eine Kardiomypathie vor, 17% hatten einen angeborenen Herzfehler. Die Mehrzahl der Kinder wurde in der Wartezeit zur HTx auf unserer Intensiv- oder Intermediärstation über Wochen und Monate gepflegt, bei 32 Kindern war in der Wartezeit eine Unterstützung mit dem Kunstherz (BerlinHeart, Excor) notwendig geworden. Die postoperative Intensivtherapie ist durch besondere Anforderungen an das Pflegepersonal und ein meist individuelles Therapiekonzept geprägt. Ziel ist die Sicherstellung einer ausreichenden Funktion des transplantierten Herzens und der anderen Organe. Das Kind ist einer ständigen Bedrohung durch Komplikationen wie z.B. Abstoßungen, Infektionen, akute Verschlechterung der Herzfunktion, Herzrhythmusstörungen oder akutes Nierenversagen ausgesetzt.

Pflegerische Besonderheiten: Neben den üblichen intensivmedizinischen Maßnahmen nach herzchirurgischen Eingriffen erfolgt initial die medikamentöse Behandlung zu Kreislaufstabilisierung. Katecholamintherapie bei gleichzeitiger Nachlastsenkung und Rechtsherzunterstützung mittels Ilomedin und /oder NO-Beatmung muss dem Pflegenden bekannt sein. Eine Absprache mit dem behandelnden Arzt ist engmaschig nötig. Zielparameter müssen festgelegt sein.

Zur Infektionsprophylaxe sind bei jedem Patientenkontakt besondere hygienische Maßnahmen (Handschuhe, Haube, Mundschutz) und auch medikamentöse Prohylaxen einzuhalten, welches die Arbeit mit dem Patienten erschwert.

Bei oft eingeschränkter Nierenfunktion müssen die Medikamente volumensparend unter Berücksichtigung des Volumenstatus und der Diurese appliziert werden.

Die notwendige immunsuppressive Therapie, deren Ziel die Vermeidung einer akuten Abstoßungsreaktion ist, sollte in Wirkung und Nebenwirkung dem Pflegenden bekannt sein. Sie besteht im DHZB aus einer Induktionstherapie mit ATG/Thymoglobin und einer Steroidstoßtherapie. Bei der Gabe von ATG ist mit Nebenwirkungen (insbesondere Blutdruckschwankungen oder allergische Reaktionen) zu rechnen. Die nachfolgende Kombinationstherapie besteht aus entweder Cyclosporin A oder FK plus Imurek/Cellcept und Kortikosteroiden, wobei diese Therapie innerhalb weniger Tage von iv auf oral umgestellt werden sollte. Hierbei ist besonders die Abnahme der Blutspiegel zu beachten, da verfälschte Werte durch die Abnahme aus dem ZVK-Schenkel früherer i.v.-Applikation entstehen können.

Zur psychischen Betreuung der Patienten und ihrer Familien ist eine Konstanz in der Pflegeperson über längere Zeit von Vorteil. Die Freude über die geglückte Transplantation mischt sich oftmals unausgesprochen mit grübelnden Gedanken über den Tod des Spenders und der eigenen Angst vor der Zukunft. Wohlüberlegte Gespräche können hier für die ganze Familie hilfreich sein.

Zusammenfassung: Die intensivmedizinische Pflege der Kinder nach HTx bedeutet eine besondere Herausforderung. Das Pflegepersonal muss so geschult sein, dass es auf diese speziellen Anforderungen zu reagieren weiß. Die Patienten benötigen gleichermaßen eine optimale Überwachung, eine kontinuierliche Intensivpflege und intensive psychische Betreuung mit Integration der Familie. Die aktive Mitarbeit der Schwestern und Pfleger kann entscheidend für der Therapieerfolg sein.