Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A318
DOI: 10.1055/s-2006-944043

Wachstumskinetik-Untersuchungen von E. coli im Urin bei Patientinnen mit chronisch dekompensiertem Typ 2- Diabetes und bei Nichtdiabetikerinnen

T Werner 1, R Fünfstück 1, M Kretschmar 2
  • 1Klinik für Innere Medizin 1, Sophien- und Hufeland Klinikum, Weimar, Germany
  • 2Mikrobiologisches Labor, Erfurt, Germany

Fragestellung: Patienten mit Diabetes mellitus (Dm.) haben ein erhöhtes Risiko, an einem Harnwegsinfekt zu erkranken. Häufigster Erreger sind E. coli-Stämme (UPEC). Die Zusammensetzung des Urins beeinflusst die Vermehrung und Persistenz der Erreger im Harntrakt. Es wurde der Einfluss einer chronischen Stoffwechseldekompensation auf das Bakterienwachstum im Urin untersucht.

Methode: Von Pat. mit und ohne Dm. wurde Morgenurin gewonnen. Nach Bestimmung von Kreatinin, Harnstoff und Glukose wurde der Urin sterilfiltriert. Jeweils eine Kolonie eines Teststammes (E.coli ATCC 25922 und E.coli DSM787) wurde mit der Urinprobe vermischt. Danach erfolgte die Verdünnung mit dem sterilfiltriertem Urin bis auf eine Keimzahl von etwa 103 Bakterien/ml. Jeweils 100µl und 50µl dieses Substrates (etwa 20–200 Kolonien/Platte) wurden auf McConcey-Agar aufgetragen. Anschließend wurden diese Agarplatten im Brutschrank aufbewahrt. Nach 2, 5, und 8 Stunden erfolgte die Auszählung der gewachsenen Kolonien. Eine Korrelation der Keimzahl wurde anhand der gewählten Verdünnungsfaktoren vorgenommen.

Ergebnisse: Es konnte keine Abhängigkeit des HbA1c auf das Wachstum der E.coli- Stämme gefunden werden. Die Konzentration harnpflichtiger Substanzen und der Glukose im Urin beeinflussen das Bakterienwachstum (Vergleich Kinetik im Urin von Pat. mit und ohne Dm.). In Proben mit einem Kreatinin >300µmol/l wurde das Bakterienwachstum gehemmt (E.coli ATCC 25922: Δlog10: 1,59 und E.coli DSM787: Δlog10: 2,632). Demgegenüber begünstigt eine erhöhte Glukosekonzentration das bakterielle Wachstum (E.coli ATCC 25922: Δlog10: 4,426 und E.coli DSM787: Δlog10: 6,108).

Schlussfolgerung: Bei einer Glukosurie wird die Vermehrung und Persistenz der Erreger im Urin gefördert. Eine optimale Stoffwechseleinstellung bei Dm. zur Verhinderung eines Harnwegsinfektes sollte angestrebt werden. Bei akuten Infektionen ist die schnellstmöglichste Stoffwechselrekompensation neben einer effektiven Antibiose für den Verlauf der Erkrankung von entscheidender Bedeutung.