Rofo 2006; 178 - WS_407_1
DOI: 10.1055/s-2006-940363

Diskoligamentäre Verletzungen

A Stäbler 1
  • 1Radiologie in München Harlaching, Radiologische Praxis, München

Bei Hyperextensionsverletzungen werden das vordere und hintere Längsband überdehnt oder reißen vollständig, die Einblutung unter die prävertebrale Faszie erzeugt eine Verbreiterung des Weichteilschattens im Rö-Bild, Avulsionsfrakturen der Wirbelvorderkanten („tear drop“) können vorkommen. Hyperextensionsverletzungen können das Myelon schädigen und haben auch bei normalem Röntgenbefund ein Risiko für neurologische Defizite. Die partielle Ruptur des vorderen Anulus fibrosus ist das 1. Stadium der diskoligamentären Hyperextensionsverletzung. 2. Stadium der ist der Abriss des vorderen Längsbandes mit Zerreißungen der Bandscheibe, jedoch ohne Abriss des hinteren Längsbandes. Dieses ist partiell verletzt, die posterioren Bandstrukturen sind intakt, es kann eine inkomplette oder reversible Querschnittsymptomatik auftreten. Röntgenologisch bestehen eine ventrale Erweiterung des Zwischenwirbelraumes und ggf. „Teardrop“-Frakturen. Das 3. Stadium (Endstadium) der diskoligamentären Hyperextensionsverletzung geht häufig mit einem irreversiblen Querschnittssyndrom einher.

Bei der diskoligamentären Hyperflexionsverletzung kommt es zu einer partiellen oder vollständigen Zerreißungen der Bandstrukturen der posterioren Elemente (Ligamenta flava, Ligamentum supraspinale und interspinosum, Kapseln der Wirbelgelenke). Abhängig davon, ob im Rahmen der Hyperflexionsverletzung Kompressionskräfte oder vorwiegend Distraktionskräfte wirksam sind, können begleitende Verletzungen im anterioren Wirbelabschnitt auftreten. Diskoligamentäre Hyperflexionsverletzungen sind im ap- und seitlichen Röntgenbild durch eine segmentale Erweiterung des Dornfortsatzabstandes gekennzeichnet. Die Bewertung einer vermehrten segmentalen Flexion nach ventral kann schwierig sein, da es keine eindeutige Grenze zwischen einer maximalen Ventralflexion ohne Gewebezerreißungen und einer partiellen anterioren Subluxation gibt. In der CT können diskoligamentäre Hyperflexionsverletzungen übersehen werden. Eine dünnschichtige Untersuchung und MPRs sind unerlässlich, um segmentale Abstandserweiterungen zwischen den Dornfortsätzen erkennen zu können. Magnetresonanztomographisch sind die Einblutungen und Zerreißungen in den posterioren Bandstrukturen auf wassersensitiven Sequenzen an einer erhöhten Signalintensität erkennbar.

Lernziele:

Diskoligamentäre Hyperextensionsverletzung, diskoligamentäre Hyperflexionsverletzung, Dornfortsatzabstand, partielle Anulus fibrosus-Ruptur

Korrespondierender Autor: Stäbler A

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