Pneumologie 2006; 60 - V322
DOI: 10.1055/s-2006-934000

Sind parenchymsparende Resektionen beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom ausreichend?

W Sienel 1, C Stremmel 1, S Dango 1, S Eggeling 1, J Hasse 1, B Passlick 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg

Der Stellenwert der Segmentresektion in kurativer Intention ist umstritten. Ziel dieser Studie war, das Überleben und die Lokalrezidivrate nach anatomischer Segmentresektion im Vergleich zur Lobektomie zu analysieren.1311 Patienten mit operablen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen (pT1–4pN0–2cM0) ohne neoadjuvante Therapie wurden nach R0-Resektion zwischen 1987 und 2001 in diese Studie eingebracht. Bei 100 Patienten wurde eine anatomische Segmentresektion mit Lymphadenektomie und bei 676 Patienten eine Lobektomie mit Lymphadenektomie vorgenommen. Indikationen zur Segmentresektion waren am häufigsten eine eingeschränkte Lungenfunktion oder kardiale Vorerkrankungen. Die Überlebensdaten wurden prospektiv anhand regelmäßiger Nachsorgeutersuchungen erhoben. Die mediane Nachbeobachtungsdauer betrug 64 Monate. Die 5-Jahresüberlebensrate im Stadium IA betrug nach anatomischer Resektion 65%. Nach Lobektomie war sie selbst im Stadium IA signifikant günstiger als nach Segmentresektion (70%vs50%; p=0,03). Ursächlich fand sich eine signifikant erhöhte Lokalrezidivrate (5%vs16%; p=0,004). Eine multivariante Analyse des Stadiums IA zeigte, dass der prognostische Wert des Resektionsausmaßes (Lobektomie vs. Segmentresektion) unabhängig von der prognostisch bedeutsamen Anzahl der Vorerkrankungen war. Bei Tumoren von <2cm Durchmesser im Stadium IA hingegen waren die 5-Jahresüberlebensraten nach Lobektomie und Segmentresektion trotz erhöhter Lokalrezidivrate (2%vs16%; p=0,018) statistisch nicht unterschiedlich (p=0,60). Das Überlaben nach Segmentresektion war nur bei Stadium IA – Tumoren von <2cm Durchmesser ähnlich dem Überleben nach Lobektomie. Aufgrund einer deutlich erhöhten Lokalrezidivrate nach Segmentresektion auch bei Stadium IA-Tumoren von <2cm Durchmesser sollte die Lobektomie als Methode der Wahl beibehalten werden. Bei eingeschränkter funktioneller Operabilität ist eine Segmentresektion möglich, jedoch mit einer erhöhten Lokalrezidivrate assoziiert.