Geburtshilfe Frauenheilkd 2005; 66 - P2_4
DOI: 10.1055/s-2005-920802

Eine neue Operationsmethode zur Therapie der rektovaginalen Endometriose auf der Basis histologischer Befunde

C Köhler 1, M Mangler 1, C Loddenkemper 2, P Klemm 3, A Ebert 1, A Schneider 1
  • 1Klinik für Gynäkologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, D-Berlin
  • 2Institut für Pathologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, D-Berlin
  • 3Universitätsfrauenklinik Jena, D-Jena

Einführung: Wird bei einer Patientin eine Endometriose des Septum rectovaginale und des Darmes bei der rectovaginalen Untersuchung und/oder Bildgebung vermutet, so muss diese Indikation vor einer ausgedehnten operativen Sanierung bestätigt werden. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da bei Darmteilresektionen des Rectosigmoids im Rahmen der operativen Therapie einer rectovaginalen Endometriose postoperativ Anastomoseninsuffizienzen und Blasenentleerungsstörungen als gravierende Komplikationen auftreten können.

Material and Methoden: Zwischen September 2004 und März 2005 wurden 20 Patientinnen unter dem Verdacht einer rectovaginalen Endometriose am Campus Benjamin Franklin der Charite operiert. Alle Patientinnen erhielten präoperativ eine Vaginalsonographie, eine rectale Endosonographie und eine Sigmoideoskopie. Bei 12 Patientinnen wurde zusätzlich ein MRT angefertigt. Die Operation erfolgte nach einem neuen kombiniert vaginal-laparoskopisch-abdominalem Vorgehen, das Schritt für Schritt vorgestellt werden soll. Alle entnommenen Darmteilresektate wurden anschließend standardisiert untersucht. Der intra- und postoperative Verlauf werden ebenso dargestellt wie die Sensitivität der präoperativen Bildgebung.

Ergebnisse: 15 Patientinnen waren Nulliparae. Im Durchschnitt waren 2,8 Operationen vorausgegangen. 80% der Patientinnen hatten präoperativ eine erfolglose hormonelle Therapie. Die präoperativen Untersuchungen wie endovaginale Sonographie, MRT, rectale Endosonographie und Sigmodeoskopie hatten eine Sensitivität von 30%, 50%, 50% und 5%. Neben der rectosigmoidalen Resektion, die bei allen Patientinnen erfolgte, musste 2 x eine Appendektomie, 4 x eine Cöcalpolresektion und 2 x eine weitere Sigmaresektion erfolgen. Im Rahmen der kompletten Endometriosesanierung erfolgten zusätzlich Operationen an den Ovarien (45%), am Blasenperitoneum (45%), an den Ureteren (10%) und an den Sacrouterinligamenten (70%). Die mittlere Operationszeit betrug 275min. Keine Patientin erhielt eine Transfusion oder einen Anus praeter. Der postoperative Verlauf war bis auf eine enterale Clostridieninfektion und einen Subileus, der konservativ therapiert wurde, in allen Fällen unauffällig. Insbesondere traten keine Anastomoseninsuffizienzen oder Fisteln auf. Alle Patientinnen können restharnfrei (sonographisch) die Harnblase entleeren. Histologisch wurde bei allen 20 Patientinnen eine Darminfiltration nachgewiesen, 20 x bis zur Muscularis propria, 7 x bis zur Submukosa und 1 x bis in die Mucosa. In keinem Falle konnte eine Endometriose in der dorsalen Darmwand bzw. im Mesorectum nachgewiesen werden.

Zusammenfassung: Die vorgestellte Operationsmethode zur Therapie der rektovaginalen Endometriose sichert nicht nur die Diagnose eindeutig, sie erlaubt eine komplette Sanierung bei geringer Morbidität. Die histologische Aufarbeitung der resezierten Präparate untermauert das neue operative Konzept.