Z Gastroenterol 2005; 43 - P474
DOI: 10.1055/s-2005-920263

Endosonographie im praeoperativen Staging des Magenkarzinoms – Anspruch und Realität

L Meyer 1, F Meyer 2, F Marusch 1, A Koch 1, I Gastinger 1, H Lippert 2
  • 1Chirurgische Klinik, Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, Cottbus
  • 2Klinik für Allgemeine Chirurgie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg

Das Magenkarzinom stellt nach wie vor einen malignen Tumor des Gastrointestinaltraktes mit relativ schlechter Prognose dar. Moderne therapeutische Konzepte setzen vor allem für die fortgeschrittenen Stadien auf multimodale Therapieansätze. In diesem Zusammenhang erhält das exakte praetherapeutische Staging eine besonders hohe Bedeutung.

In der Literatur der letzten Jahre wird der intraluminalen Sonographie im praetherapeutischen Staging des Magenkarzinoms immer wieder ein hoher Stellenwert beigemessen. Die Angaben zur korrekten Vorhersage des T- und N-Stadiums liegen bei 78–88% bzw. 64–82%.

Die Ostdeutsche Arbeitsgruppe für Qualitätssicherung und regionale Entwicklung in der Chirurgie hat in einer prospektiven Beobachtungsstudie des Zeitraumes 01.01.–31.12.2002 in 80 Kliniken insgesamt 1199 Patienten mit einem primären Magenkarzinom oder GIST des Magens erfasst und deren Behandlungsverlauf dokumentiert. Beteiligt waren chirurgische Einrichtungen aller Versorgungsstufen vom Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung bis zur Universitätsklinik. Eine praetherapeutische intraluminale Sonographie wurde in lediglich 27,4% der Patienten durchgeführt. Die praeoperativ erhobenen endosonographischen Befunde wurden sowohl bezüglich des T-Stadiums (T1 bis T4) als auch der N-Kategorie (N+ oder N-) mit dem Ergebnis der histologischen Untersuchung verglichen. Das T-Stadium wurde insgesamt in 43,2% der Fälle korrekt vorhergesagt, der Lymphknotenbefall in 711,3% (Sensitivität 69,7% Spezifität 73,3%). Die Durchführung der Endosonographie hatte weder im Gesamtkollektiv noch in nach T-Stadien gebildeten Subgruppen einen statistisch nachweisbaren Einfluss auf Therapieabläufe. Lediglich der endosonographische Nachweis von Ascites korrelierte mit dem Vorliegen einer Peritonealkarzinose, der Rate an R1/R2-Resektionen sowie der Häufigkeit eines rein konservativen Vorgehens.

Die vorliegende Studie bildet die Breitenqualität der Endosonographie des Magenkarzinoms ab. Diese muss als unzureichend eingestuft werden und erreicht vor allem in der korrekten Vorhersage des T-Stadiums in keiner Weise die in der Literatur angegebenen Werte. Die Ursachen für diese Diskrepanz sind in erster Linie in der hohen Untersucherabhängigkeit der endosonographischen Ergebnisse zu suchen.

Keywords: Magenkarzinom - Endosonographie