Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P50
DOI: 10.1055/s-2005-871501

CDG Typ Ia als Ursache eines „mirror syndrome“

D Wurm 1, A Lindinger 2, T Marquardt 3, G Löffler 1, L Gortner 1
  • 1Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie
  • 2Klinik für Pädiatrische Kardiologie, Homburg
  • 3Klinik u. Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Münster, D

Hintergrund: Die Gruppe der angeborenen Glykosylierungsstörungen (Congenital Disorders of Glycosylation – CDG) umfasst verschiedene Störungen der Glykosylierung von Proteinen mit resultierender Multisystemerkrankung. Klinische Hauptsymptome des CDG Typ Ia sind inverse Mammillen, supragluteale Fettpolster und ein Strabismus internus; praepartal kann sich bei dieser Form ein nicht-immunologischer Hydrops fetalis unter Beteiligung weiterer Organsysteme manifestieren. Das „mirror syndrome“ bezeichnet das Bestehen eines Hydrops fetalis mit konsekutiver Ausbildung von Ödemen bei der Schwangeren.

Kasuistik: Mutter III. Gravida, II. Para. Das erste Kind verstarb im Alter von 4 Wochen im Rahmen einer nicht diagnostizierten syndromalen Erkrankung, die u.a. mit einer hypertrophen Kardiomyopathie einherging. Das 2. Kind ist gesund. Die aktuelle Schwangerschaft verlief bis zur 29. SSW regelrecht bei unauffälligem fetalen Echokardiographiebefund in der 20. SSW. Nach einer übermäßigen Gewichtszunahme von 6kg innerhalb von 4 Wochen wurden ultrasonographisch ein Hydrops fetalis und eine Myokardhypertrophie festgestellt. Ein insulinpflichtiger Gestationsdiabetes bestand ab der 33. SSW. Der geschilderte Verlauf war mit dem der ersten Schwangerschaft identisch. In der 36. SSW erfolgte die primäre Sectio caesarea nach Blasensprung. Das Kind wies massive generalisierte Ödeme auf (GG 3130g), die innerhalb von 14 Tagen ausgeschwemmt wurden, so dass eine Gewichtsreduktion von 450g resultierte. Phaenotypische Stigmata (invertierte Mammillen, auffällige Fettverteilung bes. im Bereich der Glutealregion, des Nackens und der Extremitäten) wurden erst danach deutlich erkennbar. Zusätzlich bestanden eine hypertrophe Kardiomyopathie mit zunehmendem Perikarderguss und Hepatomegalie. Auffällig waren des Weiteren eine deutliche Proteinurie, Hypoglykämie, amegakaryozytäre Thrombozytopenie und AT III-Verminderung. Im Rahmen der differentialdiagnostischen Maßnahmen wurde eine isoelektrische Fokussierung des Transferrins durchgeführt. Nachdem sich hiermit der Verdacht auf eine CDG-Erkrankung Typ Ia bestätigte, wurde in den Leukozyten der Enzymdefekt (Mangel der Phosphomannomutase 2) nachgewiesen. In der molekularbiologischen Diagnostik ergab sich eine Compound-Heterozygotie; das paternale Allel zeigte eine Mutation 385 G>T (V129L) in Exon 5, im maternalen Allel fand sich eine Insertion 161–162 ins G im Exon 2. Bei zunehmender kardialer Beeinträchtigung im Sinne einer restriktiven Funktionsstörung verstarb das Kind im Alter von 8 Wochen im akuten Herzversagen.

Schlussfolgerung: Bei Vorliegen eines „mirror-syndrome“ sowie einer fetalen hypertrophen Kardiomyopathie sollte ein CDG-Syndrom Typ Ia in die differentialdiagostischen Überlegungen einbezogen werden.