Rofo 2005; 177 - VO_3036
DOI: 10.1055/s-2005-867619

Untersuchung der Gehirnaktivierung durch visuelle sexuelle Stimulation in heterosexuellen und homosexuellen Männern mittels funktioneller Magnetresonanztomographie

T Paul 1, B Schiffer 1, T Zwarg 1, T Krüger 1, S Karama 1, M Schedlowski 1, M Forsting 1, E Gizewski 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Radiologie, Essen

Ziele: Mit der Studie sollte untersucht werden, ob die sexuelle Orientierung bei gesunden Männern einen Einfluss auf die Gehirnaktivierung während visueller sexueller Stimulation hat. Methode: Vierundzwanzig gesunde männliche Probanden, 12 heterosexuelle und 12 homosexuelle, wurden in die Studie eingeschlossen. Während die Probanden erotische Videofilme mit heterosexuellem und homosexuellem Inhalt ansahen, wurden BOLD-Sequenz Aufnahmen des Gehirns angefertigt. Ihre individuelle sexuelle Erregung dokumentierten die Probanden durch subjektive Bewertung auf einer Skala. Ergebnis: Die visuelle Stimulation mit erotischen Videofilmen führte sowohl bei den heterosexuellen als auch bei den homosexuellen Probanden zu einer Aktivierung von Gehirnarealen, die eine Rolle bei der Verarbeitung visueller Stimuli mit emotional erregendem Inhalt spielen, wie der occipito-temporalen und frontalen Grosshirnrinde. Eine signifikante Aktivierung in der Hypothalamus-Region als neurofunktionelles Korrelat für sexuelle Erregung zeigte sich dagegen nur, wenn die Probanden die ihrer sexuellen Orientierung entsprechenden Videofilme ansahen. Umgekehrt zeigte sich, dass in beiden Gruppen das Ansehen von ihrer sexuellen Orientierung entgegen gesetzten Videofilmen zu einer bilateralen Aktivierung in der Insula-Region führte, was darauf hindeutet, dass diese Stimuli als weniger sexuell erregend und als teilweise aversiv empfunden wurden. Schlussfolgerung: Sowohl bei heterosexuellen als auch bei homosexuellen Männern wird eine für die sexuelle Erregung charakteristische Gehirnantwort durch visuelle sexuelle Stimuli nur dann ausgelöst, wenn diese der individuellen sexuellen Orientierung entsprechen. Die Übereinstimmung des Aktivierungsmusters in beiden Gruppen legt die Existenz eines von der sexuellen Orientierung unabhängigen neurofunktionellen Korrelats für sexuelle Erregung nahe.

Korrespondierender Autor: Paul T

Universitätsklinikum Essen, Radiologie, Hufelandstr. 55, 45122, Essen

E-Mail: thomas.paul@uni-essen.de