Gesundheitswesen 2005; 67 - 55
DOI: 10.1055/s-2005-865577

Impfaktionen der bayerischen Gesundheitsämter im Schuljahr 2003/2004– Ergebnis einer Evaluation

MS Ludwig 1, M Mosetter 1, A Hachmeister 1, G Morlock 1, W Hautmann 1, M Wildner 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim

Hintergrund: Bayerische Gesundheitsämter sind seit vielen Jahren mit der Durchführung von regelmäßigen öffentlichen Impfterminen in Schulen durch das zuständige Ministerium betraut. Die Impfaktionen haben zum Ziel, Impflücken zu erkennen und bei Einverständnis der Eltern möglichst sogleich die fehlenden Impfungen durchzuführen. So soll langfristig eine verbesserte Durchimpfungsrate unter Kindern und Jugendlichen sowie eine bessere Aufklärung und ein verstärktes Bewusstsein für empfohlene Impfungen im jeweiligen Landkreis erreicht werden.

Methoden: Das LGL wurde nun das zweite Mal mit der Evaluation der öffentlichen Impftermine der Gesund-heitsämter in Schulen betraut. Der im ersten Jahr verwendete standardisierte Evaluationsbogen wurde nur unwesentlich verändert und den Gesundheitsämtern im September 2003 zugesandt.

Ergebnisse:

  • Im Vergleich mit den Evaluationsergebnissen des Vorjahres konnte eine höhere Responserate (99% vs. 96%) erzielt und ein höherer Anteil an durchgeführten Impfaktionen (88% vs. 75%) dokumentiert werden.

  • Impfaktionen im weiteren Sinne wurden bis zum Zeitpunkt der Auswertung (10.8.2004) von 67 (=88% aller Gesundheitsämter) bzw. mit „echtem“ Impfangebot von 57 (75%) Gesundheitsämtern durchgeführt.

  • Die Responserate sowie die Durchführungsweise der einzelnen Impfaktionen (mit oder ohne Impfangebot) zeigten bezogen auf bayerische Regierungsbezirke deutliche regionale Unterschiede.

  • Etwas mehr als die Hälfte der Impfaktionen (52%) wurden ausschließlich in den 4. Klassen durchgeführt, ansonsten wurden meist höhere Klassenstufen oder mehrere Jahrgangstufen gleichzeitig gewählt.

  • Insgesamt wurden 154.441 Kinder im Rahmen von Impfaktionen durch die Gesundheitsämter in diesem Schuljahr informiert (im Vorjahr 126.726). Dies liegt über der Anzahl eines Geburtsjahrgangs in Bayern. 52% von diesen legten ihren Impfausweis vor. Insgesamt wurden Impfungen bei 11.412 Kindern dokumentiert, dies entspricht 7,4% der informierten Kinder, wobei auch hier große regionale Unterschiede zu verzeichnen waren.

  • Überwiegend fehlten HBV- und MMR-Impfungen. Durchschnittlich konnten bei 18 bis 24% der Kinder, bei welchen eine Indikation zur TdPO, MMR und HBV-Impfung festgestellt und dokumentiert wurde, die fehlende Impfung unmittelbar durch das Gesundheitsamt durchgeführt werden.

  • Die im Rahmen der freien Kommentare aufgeführten konstruktiven Verbesserungsvorschläge wurden bereits in diesem Jahr bei der Abfassung der Einverständniserklärung berücksichtigt. Jetzt wurden weitere Vorschläge u.a. zu den Merkblättern, Zielgruppen und Erweiterung des Impfangebotes unterbreitet. Viele Gesundheitsämter betonten zudem den hohen Zeit- und Personalaufwand, der mit einem Impfangebot verbunden ist.

Diskussion: Trotz eines heterogenen Bildes konnte der Nutzen der durchgeführten Impfaktionen klar belegt werden. Zudem konnte durch die systematische Erfassung der Rückmeldungen eine Vielzahl von Impulsen aufgenommen werden, welche für die künftige Impfstrategie in Bayern bewertet und ggf. berücksichtigt wird.