Gesundheitswesen 2005; 67 - 50
DOI: 10.1055/s-2005-865572

Ausbruchsuntersuchung zum gehäuften Auftreten von Salmonellosen in Krankenhäusern und Altenheimen im Landkreis Oberallgäu im Juli 2004

W Hautmann 1, I Harms 1, MS Ludwig 1, A Heißenhuber 1, S Arenz 1, W Kleih 1, M Wildner 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim

Hintergrund:

Salmonellen sind in Bayern die häufigsten Erreger gastrointestinaler Infektionen. Neben sporadischen Fällen kommt es auch häufig zu Ausbrüchen. Die Ursache solcher Gastroenteritisausbrüche bleibt oft ungeklärt. Bei einem Salmonelloseausbruch, der sich im Juli 2004 in Krankenhäusern und Altenheimen im Oberallgäu ereignete, wurde versucht, mit epidemiologischen Methoden die Ursache des Krankheitsgeschehens aufzuklären.

Methoden:

Nach Eingang der ersten Fallmeldungen im Gesundheitsamt und Erkennbarwerden des Ausmaßes des Geschehens mit mehreren Todesfällen wurde das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gebeten, die örtlichen Behörden bei der Ausbruchsuntersuchung zu unterstützen. Nach eingehender Fallermittlung und Begehung der Zentralküche, die alle betroffenen Einrichtungen versorgte, wurde eine epidemiologische Untersuchung mit zwei Studienteilen eingeleitet. Beim Küchenpersonal wurde eine retrospektive Kohortenstudie durchgeführt. Alle Küchenmitarbeiter, die im Ausbruchszeitraum Dienst hatten, wurden zu Zubereitung und Verzehr der hergestellten Speisen befragt. In den betroffenen Institutionen wurde bei den Krankenhauspatienten/Altenheimbewohnern eine Fall-Kontroll-Studie durchgeführt. Jedem ermittelten Fall einer Salmonellenerkrankung mit positivem Stuhlbefund wurde eine Kontrollperson mit gleichem Geschlecht und Alter aus dergleichen Einrichtung und negativem Stuhlbefund zugeordnet. Die Verzehrsanamnese der Fälle und Kontrollen wurde auf der Basis elektronisch dokumentierten Essensbestellungen ermittelt.

Ergebnisse:

Erkrankt mit positivem Stuhlbefund waren 68 von 367 Bewohnern/Patienten und 10 von 46 Küchenmitarbeitern. Sechs Patienten mit positivem Stuhlbefund verstarben im Verlauf des Ausbruchs. In die Kohortenstudie des Küchenpersonals wurden 17 Personen (davon hatten 9 Personen einen positiven Salmonellennachweis, 8 Personen einen negativen Stuhlbefund) aufgenommen. Statistisch auffällig mit einem höheren Infektionsrisiko verbunden waren beim Küchenpersonal Amarettocreme (Odds Ratio 10,5; 95%-Konfidenzintervall: 1,1–98,91) und ein Hähnchenbrustfilet mit Beilagen (Odds Ratio 14,0; 95%-Konfidenzintervall: 1,14–172,49). In der Fall-Kontrollstudie bei Patienten/Bewohnern, in der 30 Fall-Kontroll-Paare ausgewertet werden konnten, war wiederum die Amarettocreme (Odds Ratio (matched) 65,29; 95%-Konfidenzintervall: 1,03->1000) mit einem statistisch signifikanten Erkrankungsrisiko verbunden. In keiner der 90 untersuchten Rückstellproben konnten Salmonellen nachgewiesen werden.

Diskussion:

Durch die epidemiologischen Untersuchungen konnten trotz fehlender Nachweise in den Lebensmitteln die als Infektionsquelle infrage kommenden Speisen eingegrenzt werden. Die einzige in beiden Studien statistisch auffällige Speise war Amarettocreme. Diese stellt somit die wahrscheinliche Infektionsquelle dar. Der bakteriologische Nachweis, dass und ggf auf welche Weise die Kontamination erfolgte, konnte nicht erbracht werden.