Handchir Mikrochir Plast Chir 2005; 37 - 13
DOI: 10.1055/s-2005-864870

Rechtfertigen die Ergebnisse den Aufwand zur Replantation und Revaskularisation bei Patienten über 60 Jahren? – Eine Analyse von 59 Fällen

A Gohritz 1, V Moser 1, K-J Prommersberger 1, N Stütz 1, H Krimmer 1, U Lanz 1
  • 1Klinik für Handchirurgie, Bad Neustadt/Saale, Deutschland

In der Literatur wird bis heute meist von Replantationen und Revaskularisation bei Patienten im höheren Lebensalter abgeraten, objektive Daten sind selten.

Zwischen 1989 and 2003 führten wir bei 59 Patienten über 60 (Maximum: 82) Jahren eine Revaskularisation oder Replantation von 63 Fingern und 22 Daumen durch.

Alle Krankenakten wurden ausgewertet, 27 Patienten beantworteten einen Fragebogen und den DASH-Fragebogen. Schmerzen und Temperaturempfindlichkeit wurden anhand visueller und verbaler Analogskalen evaluiert. 23 Patienten nahmen an einer radiologischen und klinischen Nachuntersuchung teil. Das Schema nach Burton (1981) bewertet Funktion, sozioökonomische Faktoren, Ästhetik und das subjektive Urteil von Patient und Chirurg.

Häufigster Unfallmechanismus war eine Kreissägenverletzung (76%). Von 84 total oder subtotal amputierten Fingern und 27 Daumen überlebten 44 Finger (59%) und 13 Daumen (70%).

Von den 17 noch beruflich tätigen Patienten konnten 11 ihre Arbeit wieder aufnehmen.

Die Kälteintoleranz wurde von 13 der 27 Patienten als sehr stark (mindestens 8/10) und im Mittel mit 5,4/10 angegeben.

Der durchschnittliche DASH-Wert lag bei 39 Punkten. Die Bewertung nach dem Burton-Maßstab ergab durchschnittlich 60 Punkte (Spanne: 14–100), wobei die Hälfte über 70 von maximal 100 Punkten erreichte. Rückblickend hätte keiner eine primäre Stumpfbildung bevorzugt.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass auch Patienten über 60 Jahren von Replantationen und Revaskularisationen an der Hand profitieren. Die Indikation hierzu sollte nicht anhand einer willkürlichen Altersgrenze gestellt werden. Auch bei eingeschränkter Funktion scheint die wiederhergestellte Körperintegrität ein wichtiger Gewinn zu sein.