Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_137
DOI: 10.1055/s-2005-863571

Die psychiatrische Komorbidität bestimmt das Inanspruchnahmeverhalten von Patienten mit Funktioneller Dyspepsie

S Tagay 1, S Haag 1, M Langkafel 1, G Heuft 2, G Holtmann 3, W Senf 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Essen
  • 2Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Münster
  • 3Department of Gastroenterology, Hepatology & General Medicine, Royal Adelaide Hospital, Adelaide, Australia

Fragestellung: Eine Vielzahl von Studien ist der Frage gewidmet, welche Variablen das Inanspruchnahmeverhalten bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie (FD) vorhersagen. In der Literatur erscheint die Schmerzintensität als ein herausragender Prädiktor. In der vorliegenden Studie wurde bei therapierefraktären Patienten untersucht, welche soziodemographischen, biomedizinischen und psychologischen Variablen geeignet sind, das Inanspruchnahmeverhalten vorherzusagen. Methodik: 100 konsekutive Patienten mit chronischen FD Beschwerden (44,8±13,9 Jahre, 64% weiblich) wurden an einem tertiären Versorgungszentrum mit dem Short Form Health Survey (SF-36), Nepean Dyspepsia Index (NDI), Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D), Symptom Check-Liste (SCL-90-R), Fragebogen zu Körper und Gesundheit (FKG), Symptomintensitätsskala (SIS) und dem Fragebogen zum Sense of Coherence (SOC) untersucht. Ergebnisse: Die Patienten gaben im Mittel 25,7 Arztbesuche für den Zeitraum von 12 Monaten an. Von 12 erfassten Prädiktoren zur Vorhersage des Inanspruchnahmeverhalten war das Ausmaß der psychiatrischen Symptombelastung (SCL-90-R) der einzige Prädiktor mit einer Varianzaufklärung von 22%. Diskussion: Das Inanspruchnahmeverhalten bei Patienten mit FD ist in der Tertiärversorgung im Vergleich zur Primärversorgung überraschend stark ausgeprägt. Wider erwarten erwies sich nicht die Schmerzintensität, sondern das Ausmaß der psychiatrischen Symptombelastung als der einzige Prädiktor zur Vorhersage des Inanspruchnameverhaltens. Möglicherweise ist dieser Aspekt besonders für therapierefraktäre Patienten bedeutsam. Dies macht eine strukturierte integrierte Versorgung notwendig, die gleichermaßen den somatischen wie den psychologischen Faktoren gerecht wird.