Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_131
DOI: 10.1055/s-2005-863565

Psychosomatik der Reproduktionsmedizin

Y Stöbel-Richter 1, K Beyer 2
  • 1Universität Leipzig, Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Leipzig
  • 2Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Jena

Die Entwicklungen in der modernen Reproduktionsmedizin bleiben auch von den Medien und einer breiten Öffentlichkeit nicht unbeachtet. Neben einer kurzen Abhandlung dieser Entwicklung greift der Vortrag mehrere spezifische Aspekte dieser Thematik auf:

1. Wie spiegeln sich diese Entwicklungen in der Bevölkerung wider?

2. Welche Konsequenzen ergeben sich für ungewollt kinderlose Paare?

Methoden: Neben einem Überblick über die aktuelle Literatur werden Ergebnisse aus zwei Datensätzen vorgestellt; einerseits repräsentative Ergebnisse einer Befragung aus dem Jahr 2003, andererseits Ergebnisse einer Studie bei 68 betroffenen Frauen.

Ergebnisse: Fragen zum Wissen bezüglich reproduktionsmedizinischer Aspekte werden in der deutschen Bevölkerung häufig falsch beantwortet. Reproduktionsmedizinische Maßnahmen wurden von 1,3% der Befragten bereits in Anspruch genommen, ca. ein Drittel der Befragten würden die Verfahren bei ungewollter Kinderlosigkeit in Anspruch nehmen. Die befragten ungewollt kinderlosen Frauen berichten ein eingeschränktes psychisches Wohlbefinden. Es zeigte sich weiterhin, dass akkommodative Anpassungsstrategien das Belastungserleben positiv beeinflussen. Ein jüngeres Lebensalter, wenig stereotype Kinderwunscheinstellungen, sowie ein gutes soziales Wohlbefinden stellen Ressourcen für eine gelungene Bewältigung der Kinderlosigkeit dar.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Verklärung der Möglichkeiten reproduktionsmedizinischer Verfahren.

Ungewollte Kinderlosigkeit ist eine chronische Belastung, die sich im Alter fortsetzt und sich vor allem auf das psychische Wohlbefinden negativ auswirken kann. Eine ressourcenorientierte Beratung im Anschluss an eine erfolglose medizinische Behandlung können eine Anpassung positiv unterstützen.