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DOI: 10.1055/s-2005-861738
AEP-Parameter als Narkosetiefemonitoring: Von Bewusstseinsverlust bis tiefe Narkose
Die visuelle Analyse akustisch evozierter Potentiale (AEP) findet in der Anästhesie seit langem Anwendung [1], ist aber von Erfahrung und subjektiver Einschätzung des Untersuchers beeinflusst [2]. Eine automatische Analyse, basierend auf errechneten Parametern, wurde in dem folgenden Versuch auf ihre Tauglichkeit untersucht, verschiedene Narkosetiefen zu unterscheiden.
Methode: Nach Genehmigung durch die Ethikkommission wurde die Studie an 15 Probanden durchgeführt. An zwei verschiedenen Tagen erhielten sie Propofol (target controlled infusion) oder Sevofluran Mono-Anästhesie. In Ergänzung des Narkose-Monitorings wurden EEG und AEP kontinuierlich aufgezeichnet (Elektroden: AT1, M2, Fpz (Referenz), F7 (Erde); binaurale Klickstimulation: 70 dB, 8,3291Hz, 10% Varianz des Inter-Stimulus Intervalls); Messzeitpunkte:
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Referenz: „Wachzustand“ (Augen geschlossen und entspannt)
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Einleitung der Narkose: langsame Steigerung der Anästhetikakonzentration: Bewusstseinsverlust (LOC) (Konz. 1)
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Steigerung der Medikamentenkonzentration bis Burst Suppression (BSupp) im EEG (Konz. 4)
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Differenz von Konz. 1 und Konz. 4 in 3 gleichmäßige Intervalle unterteilt: Konz. 3 und Konz. 2 (Inter2 und Inter1)
Bei jeder ermittelten Konzentrationsstufe (LOC, BSupp, Inter2, Inter1) wurde die Medikamentenkonzentration während 15 Minuten konstant gehalten. AEPs aus den letzten 3 Minuten jeder Stufe (aus 300 artefaktfreien Sweeps) wurden extrahiert und analysiert (n=29; 15 Propofol, 14 Sevofluran). Aus diesen AEPs wurden mehrere Parameter errechnet. Deren Fähigkeit, Narkosetiefe-Stufen zu unterscheiden wurde mithilfe der Vorhersagewahrscheinlichkeit (Pk) bestimmt.
Ergebnis: Folgende AEP-Parameter zeigen einen Pk >0,8: (1) Summe der absoluten globalen Extrema, (2) Mittelwert der absoluten Amplitude der 1. Signalableitung, (3) Varianz der 1. Signalableitung.
Schlussfolgerung: LOC und BSupp sind klar definierte Endpunkte des gesamten Spektrums der Anästhesie. In dieser Studie konnten automatisch errechnete AEP-Parameter identifiziert werden, die eine Differenzierung verschiedener Stufen der Narkosetiefe ermöglichen. Sie sind frei von subjektiven Einflüssen und gestatten dadurch eine objektive, betrachterunabhängige Beurteilung.
Literatur: [1] Thornton et al.: Br J Anaesth 1984; 56:315–23, [2] Schneider et al.:Br J Anaesth 2003; 91:905–8