Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2004; 39 - P2
DOI: 10.1055/s-2004-837345

Prospektive Untersuchung zur postoperativen Schmerztherapie bei kardiochirurgischen Patienten – „High dose opioid“ vs. „fast track“-Anästhesieverfahren

M Winterhalter 1, N Rahe-Meyer 1, C Gras 1, K Brandl 1, C Hagl 1, J Zuk 1, S Piepenbrock 1
  • 1Hannover

Fragestellung: Vergleich der postoperativen Schmerztherapie mit Paracetamol i.v. in Kombination mit einer PCA-Pumpe nach einem klassischen „high-dose opioid“-Narkoseverfahren mit Fentanyl und einem „fast-track“-Verfahren mit Remifentanil bei 42 ACVB-Patienten in einer prospektiv randomisierten Studie. Methodik: Postoperativ wurden die Patienten nach der Qualität der Narkose und dem postoperativen Schmerzaufkommen mithilfe von visuellen Analog-Skalen (VAS) befragt. Die postoperative Schmerztherapie erfolgte über eine PCA-Pumpe mit Piritramid und der festen Gabe von 3×1g/die Paracetamol i.v. auf der Intensivstation. Der perioperative Stress der Patienten wurde über EEG (BIS), und den endokrinen Hormonen (ADH, ACTH, Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin) an 6 Messzeitpunkten erfasst. Die Narkoseeinleitung erfolgte in beiden Gruppen mittels Propofol. Zusätzlich wurden initial 8µg Fentanyl/kg KG i.v. und 0,2mg/kg KG Cis-Atracurium i.v. nach Beginn der Maskenbeatmung gegeben. Die Analgetikagabe in der „high-dose opioid“-Gruppe (A) (n=21) erfolgte anschließend mit intermittierenden Fentanyl-Gaben bis max. 50µg/kg KG. In der Remifentanil-Gruppe (B) (n=21) wurde nach der Einleitung die Analgesie kontinuierlich mit Remifentanil aufrechterhalten. In beiden Gruppen wurde vor und nach der extrakorporalen Zirkulation (EKZ) die Narkose mit Sevofluran zwischen einem BIS-Wert von 40–60 gesteuert. Während der EKZ erfolgte die Narkoseführung mit Propofol. Ergebnisse: Es wurden 33 Männer und 7 Frauen im Alter von 63,9±6,9 Jahre (Gruppe A) und 63,1±10,4 Jahre (Gruppe B) untersucht. Die „fast-track“-Gruppe konnte signifikant schneller extubiert werden (240±182 Minuten vs. 418±212 Minuten) und wies signifikant niedrigere endokrine Stresshormonwerte auf. Weiterhin waren die CK-MB-Werte am ersten postoperativen Tag signifikant niedriger. In der „high dose opioid“-Gruppe wurden 14,9±11,4mg Piritramid via PCA-Pumpe verabreicht und in der „fast track“-Gruppe 22,8±21,4mg Piritramid. Hinsichtlich der Beurteilung des postoperativen Schmerzes anhand einer VAS-Scale (von 0 kein Schmerz bis 10 stärkster Schmerz) gab es keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (0,95±0,87 vs. 0,67±0,79). Schlussfolgerungen: Das hier vorgestellte kombinierte Schmerztherapieverfahren mit Paracetamol i.v. und Piritramid via PCA-Pumpe ist ein für die tägliche Praxis sicheres postoperatives Verfahren für die Kardiochirurgie insbesondere unter „fast track“-Bedingungen.