Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - 48
DOI: 10.1055/s-2004-835574

Sequentielles chirurgisches Management bei Pyoderma gangraenosum – Was ist möglich?

A Kalt 1, V Nuber 1, A Wagner 1, W Tilgen 1, K Rass 1
  • 1Hautklinik und Poliklinik, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland

Das Pyoderma gangraenosum (PG) ist eine chronisch schubweise verlaufende „Neutrophile Dermatose“, die durch nekrotisierende Papulopusteln und im Verlauf großflächige, extrem schmerzhafte Ulzerationen gekennzeichnet ist. Assoziationen zu entzündlichen Darm-, Gelenk- und hämatologischen Erkrankungen sind bekannt. Neben ggf. adäquater Therapie der Grunderkrankung und systemischer Immunsuppression ist oft eine langwierige Wundtherapie notwendig. Die Bedeutung aktiven chirurgischen Vorgehens mit Wunddebridement und plastischen Verfahren wird aufgrund des Progressionsrisikos (Pathergiephänomen) kontrovers diskutiert. Einzelberichte über ein solches Vorgehen sind in der Literatur publiziert. Konkrete Empfehlungen über den zeitlichen Ablauf operativer Maßnahmen liegen nicht vor. Wir berichten über drei Patienten, bei denen wir aufgrund der Anamnese, des klinischen Verlaufs bzw. der passenden Histologie die Diagnose eines PG mit isolierter Beteiligung der unteren Extremitäten stellten. Assoziierte Erkrankungen lagen nicht vor. Bereits in den ersten zwei Wochen nach Erstkonsultation erfolgte unter systemischer immunsuppressiver Medikation mit Steroiden und Azathioprin ein oberflächliches Abtragen der Nekrosen. Der Hautbefund wurde durch konservative Maßnahmen über 3–7 Wochen stabilisiert. Mittels vakuum-assistierter Wundtherapie erreichten wir anschließend eine rasche Konditionierung des Wundgrundes mit Ausbildung sauberen Granulationsgewebes, so dass nach weiteren 1–2 Wochen eine Spalthauttransplantation durchgeführt wurde. Das Transplantat war initial zu 60–90% vital, das Donorareal heilte folgenlos ab. In der Nachbeobachtungszeit (zwei bis sechs Monate) beobachteten wir – unter Fortführung der immunsuppressiven Medikation und lokaler Wundtherapie – ein nahezu vollständiges Abheilen der verbliebenen Ulzerationen. Rezidive traten nicht auf. Mit einem stufenweisen chirurgischen Vorgehen mittels Debridement, Vakuumversiegelung und Hauttransplantation unter adaptierter Immunsuppression haben wir bei den von uns dargestellten Fällen eine deutlich beschleunigte Abheilung des PG erzielt.