Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - 45
DOI: 10.1055/s-2004-835571

Melanome der Nase – Prognosefaktoren und operative Strategien

V Jahn 1, H Breuninger 1, C Garbe 1, M Möhrle 1
  • 1Universitäts-Hautklinik Tübingen, Deutschland

Hintergrund: Hautkrebs tritt am häufigsten an der äußeren Nase auf. Melanome der Nasenhaut wurden jedoch in der Literatur selten beschrieben. Ziel dieser retrospektiven Untersuchung war es, Prognosefaktoren für Patienten mit Melanomen der Nase zu etablieren und operative Strategien, wie Sicherheitsabstände, mikrographische Chirurgie (3D-Histologie) und die Wächterlymphknotenbiopsie (WLKB) zu evaluieren. Patienten und Methoden: 46 Patienten mit Melanomen der Nasenhaut im Stadium I/II wurden zwischen 8/1983 und 3/2004 behandelt (mediane Nachbeobachtungszeit 59,4 Monate). 3D-Histologie mit reduzierten initialen Sicherheitsabständen kam bei 22 von 33 Lentigo maligna Melanomen (LMM) der Nase zum Einsatz. Klinische, histologische und operative Risikofaktoren wurden univariat auf ihre prognostische Relevanz untersucht (n. Kaplan-Meier). Ergebnisse: Die 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit betrug 98%, die 3-Jahres-Wahrscheinlichkeit für rezidivfreies Überleben 93%. Es konnte kein signifikanter Risikofaktor für das Gesamtüberleben etabliert werden. Bei 4 Patienten zeigten sich Rezidive (erstes Rezidiv: Lokalrezidiv n=2; regionäre Lymphknotenmetastase n=2). Patienten mit LMM hatten im Vergleich zu Patienten mit anderen Melanomtypen eine größere Wahrscheinlichkeit für rezidivfreies Überleben (p=0,057). LMM die mit 3D-Histologie wurden waren dünner (Median 0,69mm vs. 1,30mm; p=0,07) und hatten geringere Sicherheitsabstände (Median 4,5mm vs. 10,0mm; p=0.016). Nach konventioneller Histologie wurde kein Rezidiv, nach 3D-Histologie in einem Fall eine Lyphknotenmetastasierung beobachtet. Eine WLKB wurde bei 5 Patienten durchgeführt (keine positive WLKB, kein Rezidiv nach WLKB). Schlussfolgerung: Dies ist bislang das größte Patientenkollektiv mit Melanomen der äußeren Nase. Die Prognose von Patienten mit Nasenmelanomen ist gut. Die 3D-Histologie erlaubt Sicherheitsabstände aus kosmetischen und funktionellen Gründen zu reduzieren, kann aber mit einem höheren Rezidivrisiko verbunden sein. Der Rolle der WLKB bei Melanomen der Nase bleibt offen.