Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 129
DOI: 10.1055/s-2004-829334

Aufhebung der geschlechtsspezifischen Expression von Surfactantprotein mRNA beim Schweinefeten durch Blockierung von Östradiol und Progesteron

A Trotter 4, F Pohlandt 4, S Meggle 1, J Stuplich 1, E Küppers 1, C Beyer 1, E Kiossis 2, L Gortner 3, A Hilgendorff 3
  • 1Universität Ulm, Abteilung Anatomie und Zellbiologie (Ulm, Deutschland)
  • 2Gynäkologische und Ambulatorische Tierklinik, Ludwig-Maximilians-Universität (München, Deutschland)
  • 3Universitäts-Kinderklinik (Gießen, Deutschland)
  • 4Universitäts-Kinderklinik, Sektion Neonatologie und päd. Intensivmedizin, Ulm

Fragestellung:

Im letzten Trimenon der Schwangerschaft ist der Fetus hohen Konzentrationen von Östradiol (E2) und Progesteron (P) ausgesetzt, die in der feto-plazento-maternalen Einheit produziert werden. Aus in vitro und in vivo Daten geht hervor, dass E2 und P eine entscheidende Rolle für die pränatale Lungenentwicklung spielen. Im Tiermodell soll deshalb der Effekt von E2 und P auf die mRNA Expression der Surfactantproteine (SP)-B und SP-C mittels einer pränatalen Blockierung der E2- und P-Rezeptoren untersucht werden.

Methodik:

Zehn trächtige Hausschweine wurden in 2 Gruppen randomisiert: Die am 90. Schwangerschaftstag über Laparatomie evertierten Feten der Verumgruppe erhielten eine intramuskuläre Injektion mit dem E2-Rezeptorblocker ICI 182,780 und dem P-Rezeptorblocker RTI 3021–022, die ebenso behandelten Feten der Placebogruppe erhielten die wirkstofffreie ölige Vehikellösung. Ein Tag vor dem Erreichen des errechneten Geburtstermins (114. SS-Tag) wurden die Feten per Sectio entbunden und getötet. Lungengewebe wurde aus der linken Lingula entnommen. Nach Homogenisierung der Gewebeproben erfolgte die Bestimmung der mRNA-Expression der SP-B und SP-C mittels TaqMan realtime PCR. Als housekeeping Gene dienten 18S (S), HPRT (H) und beta-Actin (A).

Ergebnisse:

Lungenproben von insgesamt 54 Ferkeln (26 Verum) wurden untersucht. Es fand sich kein Unterschied in der mRNA-Expression von SP-B (S, H, A; t-test, n.s.) zwischen Tieren der Verum- und Placebogruppe. Für SP-C ließ sich ein Trend zu niedrigerer mRNA-Expression in der Gruppe der Verumferkel nachweisen (S, p=0.10; A, p=0.04; H, p=0.14). Bei weiblichen Tieren war die mRNA-Expression von SP-B 2–3-fach höher in der Placebogruppe (S, p=0.015; A, p=0.002; H, p=0.005) (Grafik, Mittelwert mit SD). Dieser geschlechtsspezifische Unterschied war in der Verumgruppe nicht nachweisbar. Für SP-C ließ sich keine geschlechtsspezifische Verteilung der mRNA Expression nachweisen.

Schlussfolgerung:

Beim weiblichen Schweinefeten ist die mRNA Expression von SP-B signifikant höher. Dieser geschlechtsspezifische Unterschied lässt sich durch die Blockierung von E2 und P in utero aufheben.