Laryngorhinootologie 2004; 83 - 14_4
DOI: 10.1055/s-2004-823466

Die Funktion des Sakkulus bei der akuten peripher vestibulären Störung

C Hamann 1, J Rudolf 1, H von Specht 1, B Freigang 1
  • 1Univ. HNO-Klinik

Einleitung: In der Routine erfolgt zur Diagnose einer akuten peripher vestibulären Störung eine einseitige kalorische Reizung des horizontalen Bogenganges. Bei Unerregbarkeit dieses Bogenganges wird ein einseitiger Gleichgewichtsausfall postuliert. Eine genaue Testung der einzelnen Anteile des Vestibularorgans, besonders der Otolithenorgane, erfolgt aufgrund des hohen apparativen Aufwands bisher nur selten. Die Registrierung der vestibulär-evozierten Muskelpotentiale (VEMP) erlaubt erstmals eine einseitige Testung der Sakkulusfunktion.

Methodik: Bei 20 Patienten unserer Klinik mit akutem einseitigem Ausfall des Vestibularorgans wurden die VEMP registriert. Untersucht wurden Patienten mit akutem Drehschwindel bei einer in der kalorischen Prüfung nachgewiesenen Unerregbarkeit des horizontalen Bogenganges. Die VEMP wurden über dem gespannten M. sternocleidomastoideus abgeleitet und über 200 Reize gemittelt.

Ergebnisse: Von den 20 Patienten mit nachgewiesener Unerregbarkeit des Bogengangs zeigten 6 Patienten in Amplitude und Latenz bds. gleiche VEMP, 4 Patienten eine verminderte Amplitude und 10 Patienten keine nachweisbaren VEMP auf der betroffenen Seite.

Diskussion: Unsere Ergebnisse stützen die Vermutung, dass eine akute vestibuläre Störung in einem großen Teil der Fälle den horizontalen Bogengang bzw. den Nervus vestibularis superior betrifft und die Funktion des Sakkulus bzw. des Nervus vestibularis inferior meist erhalten bleibt. In unserer Studie kann in einem großen Teil der Fälle nicht von einem kompletten Ausfall eines Vestibularorgans gesprochen werden.