Laryngorhinootologie 2004; 83 - 9_16
DOI: 10.1055/s-2004-823360

Das lymphogene Metastasierungsverhalten supraglottischer Larynxkarzinome

B Hauptmann 1, F Waldfahrer 1, H Iro 1
  • 1Univ. HNO-Klinik

Einleitung: Supraglottische Karzinome werden mit einer frühen, zumeist bilateralen lymphogenen Metastasierung in Verbindung gebracht. In einer retrospektiven Auswertung eines großen Patientenkollektivs soll diese Annahme überprüft werden. Patienten & Methoden: In der Auswertung wurden alle Patienten der Tumordatenbank berücksichtigt, die wegen eines Supraglottiskarzinoms einer primären Operation mit Neck Dissection unterzogen wurden. Das Ausmaß der Metastasierung wurde anhand des pathohistologischen Befunds bestimmt und mit der Tumorlokalisation korreliert. Ergebnisse: Die Einschlusskriterien trafen auf 258 Patienten zu. Bei 124 Patienten war das Karzinom mittig, bei 134 Patienten einseitig lokalisiert. 15,3% der Patienten mit mittigem Tumor und 11,2% der Patienten mit einseitigem Tumor wiesen eine bilaterale Lymphknotenmetastasierung auf (pN2c, p=0,33). Eine einseitige Metastasierung konnte bei 29,0% der mittigen und bei 33,6% der einseitigen Tumoren nachgewiesen werden (p=0,43). Ein pN0-Befund fand sich bei 55,7% respektive 55,2% der Patienten (p=0,95). In 27,7% lag eine okkulte Metastasierung vor. Schlussfolgerung: Mittig lokalisierte Supraglottis-Karzinome metastasieren mit gleicher Wahrscheinlichkeit bilateral wie einseitige Karzinome. Die Lokalisation des Supraglottis-Karzinoms hat somit keinen relevanten Einfluss auf die Indikation zur Behandlung des zervikalen Lymphabflussgebietes. Aufgrund der hohen Rate okkulter Metastasen muss daher die Forderung nach einer bilateralen Neck Dissection bei allen operativ behandelten Supraglottis-Karzinomen aufgestellt werden.