Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - PO_14_11
DOI: 10.1055/s-2003-818326

Auswirkungen einer zweizeitigen Interruptio auf die folgende Schwangerschaft, Geburt und Nachgeburtsphase

T Volgmann 1, A Kreß 1, G Köhler 1
  • 1Frauenklinik, E.-M.-Arndt-Universität Greifswald

Zielstellung:

Jährlich werden in der BRD ca. 45000 zweizeitige Abruptiones (lokale Prostaglandinapplikation, nachfolgende Vakuumaspiration) an Nullipara vorgenommen. Bei zunehmendem Gesundheitsbewusstsein und gezielter Familienplanung fehlen aktuelle Zahlen, welche Auswirkungen dieser Eingriff für spätere Schwangerschaften hat.

Methodik:

Retrospektiv wurden an je 687 Erstpara mit und ohne Abruptioanamnese die Verläufe von Schwangerschaft, Geburt und Nachgeburtsphase verglichen. Ausschlusskriterien waren Mehrlingsschwangerschaften, Diabetes mellitus Typ I und maternale Erkrankungen, die den Geburtsmodus beeinflussten. Der statistischen Bearbeitung dienten T- und Chi-Quadrat-Test (Programm SPSS 8; p<0,05).

Ergebnisse:

Nach Abruptio war eine signifikante Verkürzung der Schwangerschaftsdauer nachweisbar, die auf einer relativen Häufung von Geburten <34+0 SSW (3,8% vs. 1,7%) beruhte. Die Neugeborenen der Verumgruppe waren leichter (3227g vs.3319g, p<0,05), die Zahl von hypotrophen (11,1% vs. 7,1%) und VLBW-Kindern (1,61% vs. 0,44%) signifikant vermehrt. Die Häufigkeiten von Kindslagen, Einstellungsanomalien, Forcepsentbindungen, vorzeitigen Lösungen, unvollständigen Plazenten und Atonien unterschieden sich nicht. Nach Abruptio wurden vermehrt adhärente Plazenten (2,62% vs. 1,16%, p<0,05) beobachtet.

Diskussion:

Die zweizeitige Abruptio hat sich aufgrund geringer perioperativer Komplikationen seit Jahren bewährt. Die erhöhte Frühgeburtlichkeit sehen wir als Folge von Zervixläsionen an, die auch nach Prostaglandinapplikation unvermeidbar scheinen. Inwieweit soziale Faktoren die Häufung von Frühgeburten und Hypotrophien der Neugeborenen beeinflusst, war nicht differenzierbar. Vermehrt nachgewiesene Komplikationen der Plazentarperiode sind vermutlich auf endometriale Läsionen zurückzuführen. Den Zustand nach zweizeitiger Abruptio als Risikofaktor einer folgenden Schwangerschaft einzustufen, sehen wir keinen Grund.