Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - FV_10_05
DOI: 10.1055/s-2003-818132

Prävalenz eines Diabetes mellitus 6 Jahre nach Gestationsdiabetes(GDM)

W Hunger-Dathe 1, N Mosebach 1, U Möller 2, E Schleußner 2, UA Müller 1
  • 1Klinik für Innere Medizin II
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abt. Geburtshilfe, Friedrich Schiller Universität Jena

Fragestellung: Wieviele Frauen haben 6 Jahre nach einem Gestationsdiabetes eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels?

Methode: Von den 181 Patientinnen, die 1995 bis 1996 wegen eines Gestationsdiabetes behandelt wurden, wurden 94% nach 5,7±2,0 Jahren auf Vorliegen einer Glucosetoleranzstörung nachuntersucht (75g oGTT, C-Peptid-, Insulinspiegel, Lipidstatus, Harnsäure, Blutdruck, BMI; Körperfettmasse). 10 Frauen (5,5%) kamen nicht zur Nachuntersuchung (iGT postpartum n=2; nGT 3 Monaten post partum n=8).

Ergebnisse: 6,6% hatten einen manifesten Diabetes (Typ 1: 4; Typ 2: 8). Bei 159 Frauen (Alter 36 Jahre, BMI 27kg/m2, Körperfettmasse 38%) erfolgte ein oGTT: 4,4% Erstdiagnose Typ 2-DM, 18,9% iGT bzw. iFG. Übergewicht 52% davon BMI>30kg/m2 bei 24%, Hyperinsulinämie bei 15%, Hyperurikämie bei 8%, Hypercholesterolämie bei 37%, Hypertonie bei 14%. Nur 42% der Frauen hatten im Mittel 4,3 Monate (1–24 Monate) nach GDM eine Kontrolle durch den Hausarzt hinsichtlich eines DM. Keine der Frauen stellte sich in den folgenden Jahren zu einer Kontrolle auf Vorliegen eines DM vor. Im Vergleich zu einer Gruppe Frauen ohne früheren GDM hatten die Patientinnen bei einen höheren Hba1c (4,9 vs. 4,3%; p=0,04), einen höheren BMI (27,3 vs. 22,5; p<0,001) und im oGTT höhere 1 und 2h Blutglukose (je p<0,001), sowie höhere C-Peptid (je p<0,001) und Insulinspiegel (je p<0,01) im 75g oGTT nüchtern, nach 1 und 2h.

Schlussfolgerung: Eine gestörte Glukosetoleranz bzw. ein manifester Diabetes mellitus liegt nach 6 Jahren bei 28% der Frauen vor. Weniger als die Hälfte nehmen die empfohlene Kontrolle des Glukosestoffwechsels nach Entbindung bzw. Abstillen wahr. Die im Vergleich zu gesunden Frauen signifikant höheren Blutglukose-, Insulin- und C-Peptidspiegel sowie der höhere BMI verbunden mit einer Häufung von Hypertonie und weiteren metabolischen Störungen zeigen die Notwendigkeit der Einbindung von Frauen nach GDM in ein Präventivprogramm bzw. eine frühzeitige therapeutische Intervention.