Aktuelle Rheumatologie 2003; 28 - D_5
DOI: 10.1055/s-2003-45054

Etidronat zur Behandlung einer schweren Osteoporose bei juveniler Sarkoidose

M Stiefel 1, V John 1, G Horneff 1
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Martin-Luther-Universität, Halle, Deutschland

Einleitung: Mit Bisphosphonaten kann bei vielen Erkrankungen mit erhöhtem Knochenabbau ein positiver Effekt auf die Knochenfestigkeit erzielt werden, durch Beeinflussung von Osteoklasten (Apoptoseinduktion und Hemmung der Osteoklastenrekrutierung) und Steigerung der Kollagen-Typ I-Synthese der Osteoblasten. Bisphosphonate sind nur zur Behandlung der Osteoporose (postmenopausal) bei Erwachsenen zugelassen. In Studien konnte belegt werden, dass neben der Zunahme der Knochendichte auch die Komplikationsrate einer Osteoporose (Frakturen) abnimmt. Bei Kindern besteht keine Zulassung, Komplikationen wie Wachstumsstörungen werden befürchtet. In Einzellfällen wurden bei der Behandlung mit Bisphosphonaten Osteopetrosen oder auch Mineralisationsstörungen bis hin zur Osteomalazie berichtet.

Kasuistik: Ein vierzehnjährige Junge mit infantiler Sarkoidose mit destruierender Polyarthritis, Uveitis, Cararacta complicata, Aorteninsuffizienz II° und arterieller Hypertonie entwickelt als Folge der Grunderkrankung, der Immobilisierung und der langjährigen Therapie mit Glukokortikoiden eine Osteoporose. Im Januar 2000 ergab die Knochendichtemessung (L1–4) 0,507g/qcm, (58% der Altersnorm, Z-Score –3,73). Trotz Cholecalciferol 400 IE/d war im November 2000 eine weitere Abnahme der Knochendichte auf 0,513g/qcm (52% der Altersnorm, Z-Score –4,7) messbar. Unter zyklischer Behandlung mit Etidronat in einer Dosierung von 400mg/d über 14 Tage mit anschließender Kalziumeinnahme (500mg/d) über 76 Tage wurde im August 2001 eine Knochendichte von 0,62g/qcm (64% der Altersnorm, Z-Score –3,45) und im September 2002 von 0,7g/qcm (66% der Altersnorm, Z-Score –3,4) gemessen. Innerhalb des ersten Behandlungsjahres konnte eine größere Zunahme der Knochendichte erreicht werden, als im zweiten Jahr. Nebenwirkungen traten bei unserem Patienten nicht auf. Das Wachstum, schon durch die Grunderkrankung beeinträchtigt, wurde durch die Behandlung nicht negativ beeinflusst. Die Wachstumskurve verlief weiterhin parallel unterhalb P3. Frakturen sind nicht aufgetreten.

Kommentar: In Einzelfällen ist auch im Kindesalter der Einsatz von Bisphosphonaten zu erwägen. Dieser Fall unterstreicht die Notwendigkeit der Durchführung von Studien gerade im Kindesalter um das optimale Bisphosphonat, die Dosierung, Dosisintervall, Dauer, Verträglichkeit, Sicherheit der Therapie zu bestimmen.