Pneumologie 2023; 77(S 01): S44
DOI: 10.1055/s-0043-1760972
Abstracts

Effektivität eines Ventilwechsel bei endoskopischer Lungenvolumenreduktion

J Brock
1   Thoraxklinik Heidelberg; Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin
,
P Schuster
2   Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg
,
F Böhmker
2   Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg
,
R Eberhardt
3   Asklepios Klinik Barmbek; Abteilung für Pneumologie
,
D Gompelmann
4   Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien; Abteilung für Pneumologie
,
K Kontogianni
1   Thoraxklinik Heidelberg; Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin
,
F Trudzinski
1   Thoraxklinik Heidelberg; Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin
,
F Herth
1   Thoraxklinik Heidelberg; Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin
› Author Affiliations
 

Fragestellung Bis zu 35% aller Emphysem-Patienten mit endoskopischer Lungenvolumenreduktion (ELVR) durch Ventile entwickeln eine komplette Atelektase des Ziellappens als Zeichen des vollen Therapiebenefits (Davey et al. 2015). Bei Nicht-Erfolg oder Komplikationen benötigen bis zu 41% der Patienten mindestens 1 Revisionsbronchoskopie zum ggf. Ventilwechsel (Roodenburg et al. 2021). Ob wiederholte Ventilwechsel zu einem lohnenswerten Therapieeffekt führen, ist bisher nicht untersucht.

Methoden Die klinischen und funktionellen Daten (Lungenfunktion, Belastbarkeit, Symptomatik) von 73 Patienten der Thoraxklinik Heidelberg (ELVR in 2016-2019), die mindestens 1 Ventilwechsel erhielten, wurden retrospektiv analysiert. Zudem erfolgte eine Auswertung der radiologischen Untersuchungen im Hinblick auf die Ausbildung einer Atelektase. In einer logistischen Regressionsanalyse wurden Faktoren untersucht, die den Therapieerfolg einer Vollatelektase hervorsagen können.

Ergebnisse Es wurden durchschnittlich 3 Revisionsbronchoskopien pro Patient durchgeführt (1-max.12), die durchschnittliche Anzahl der Ventilwechsel pro Patient betrug 1,4 (1-max.5). In 44,2% war ein fehlender Therapiebenefit die Indikation für die Revisionsbronchoskopie. Ein relevanter Prozentsatz der Patienten erreichte den minimal klinisch bedeutsamen Unterschied für die Einsekundenkapazität (32,8% bzw. 29,2%) und die 6-Minuten-Gehteststrecke (56,3% bzw. 35,6%) beim 90 Tage Follow up bzw. im finalen Follow up. 35,6% entwickelten im Verlauf eine Vollatelektase, die bei 26% im finalen Follow-up weiterhin nachweisbar war. Die Entwicklung einer Vollatelektase konnte durch den Faktor „Jemals Ausbildung einer Vollatelektase im Verlauf“ hervorgesagt werden, nicht aber durch andere Faktoren wie initiale Lungenfunktion, Emphysemindex oder Notwendigkeit einer Chartis-Messung.

Schlussfolgerung Die Erfolgsrate einer lobären Atelektase liegt mit 26% bei Patienten mit Ventilwechseln unerwartet hoch. Dies ist jedoch nur durch wiederholte Ventilwechsel zu erreichen. Bildet sich eine Vollatelektase aus, die im Verlauf verloren geht, lohnen sich weitere Ventilwechsel. Unter Berücksichtigung des individuellen Nutzen-Risiko-Profils muss jeder Ventilwechsel im Emphysemboard indiziert werden.



Publication History

Article published online:
09 March 2023

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