Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 809
DOI: 10.1055/s-0042-1753821
Abstracts | DGSMP/DGMS
Poster
Thema: Arbeit und Gesundheit

Erwerbstätigkeit und sportliche Aktivität – Gibt es einen Zusammenhang zwischen Aspekten der Arbeit und dem sportlichen Aktivitätsniveau?

U Großmann
,
A Schiffler
,
T Kistler
,
J Schorlemmer
 

Einleitung Mit dem Fokus auf das sportliche Aktivitätsniveau von Erwerbstätigen in Deutschland wird ein Umfeld untersucht, für das bisher nur wenige nationale Forschungsergebnisse vorliegen. Die Vielzahl evidenzbasierter gesundheitsförderlicher Effekte durch regelmäßige körperliche Aktivität verdeutlichen die Wichtigkeit eines sportlich-aktiven Lebensstils. Welchen Beitrag Faktoren der Erwerbsarbeit (z. B. Arbeitszeit, Beschäftigungsverhältnis) spielen ist bislang kaum untersucht. Ziel der Studie ist die Identifikation unterstützender und hinderlicher Faktoren aus dem Erwerbskontext für die Ausübung eines sportlich-aktiven Lebensstils.

Methoden Datengrundlage ist das Sozio-oekonomische Panel (SOEP). Mittels multipler Regressionsmodelle wird geprüft, inwieweit Prädiktoren aus dem Erwerbskontext unter Berücksichtigung sozialstruktureller Prädiktoren dazu beitragen, regelmäßig (wöchentlich) sportlich aktiv zu sein. In die Analyse sind 17.046 Erwerbstätige (Vollzeit, Teilzeit, geringfügig / unregelmäßig beschäftigt) eingeschlossen. Das Durchschnittsalter der Erwerbstätigenbeträgt 44,3 Jahre und die Hälfte sind weiblich.

Ergebnisse 47,9 % der Erwerbstätigen in Deutschland sind jede Woche sportlich aktiv. Das logistische Regressionsmodell leistet einen statistisch signifikanten Beitrag für die Vorhersage sportlicher Aktivität (R2 N 0,094, p < 0,001). Der sozioökonomische Status zeigt einen geringen Einfluss (OR = 1,020 [1,019;1,022] p < 0,001), ob Erwerbstätige wöchentlich sportlich aktiv sind. Es zeigt sich, dass eine flexible Arbeitszeitregelung (OR = 1,377 [1,250;1,517] p < 0,001) im Vergleich zu festen Arbeitszeiten und Arbeitsmodelle unterhalb der 5-Tage Arbeitswoche (OR = 1,454 [1,282;1,649] p < 0,001) einen signifikant positiven Effekt auf regelmäßige sportliche Aktivität haben. Teilzeitbeschäftigung (OR = 0,820 [0,726; 0,926] p < 0,001) und geringfügige Beschäftigung (OR = 0,704 [0,567;0,873] p < 0,05) einen signifikant negativen Effekt auf wöchentliche Sportaktivität von Erwerbstätigen haben.

Schlussfolgerung Die Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit im Erwerbskontext auf struktureller und organisatorischer Ebene gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Praktische Implikationen könnten in Richtung einer Umverteilung von Arbeitszeiten gehen und die Neuausrichtung von Arbeitszeitmodellen. Aus Sicht der Public Health Forschung ist es besonders wichtig herauszustellen, dass der sozioökonomische Status, als zentraler Ungleichheitsfaktor, keine direkte Wirkung auf das körperlich-sportliche Aktivitätsniveau hat.



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Article published online:
22 August 2022

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