Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 788-789
DOI: 10.1055/s-0042-1753770
Abstracts | DGSMP/DGMS
Poster
Thema: Digitalisierung und soziale Gesundheit

Interprofessionelles Arbeiten im Krankenhaus vor und nach der Umstellung auf die elektronische Patientenakte – eine Grounded-Theory-Studie

C Rusniok
1   Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
2   TU Dortmund, Fakultät Rehabilitationswissenschaften, Dortmund, Deutschland
,
K Dittmer
1   Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
,
J Jaschke
3   Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung (BKG), Wuppertal, Deutschland
,
U Karbach
1   Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
,
J Köberlein-Neu
3   Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung (BKG), Wuppertal, Deutschland
,
M-R Okumu
1   Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
,
H Pfaff
1   Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
,
F Wurster
1   Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
,
M Beckmann
1   Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Die digitale Transformation der Krankenhäuser in Deutschland ist in vollem Gange, nicht zuletzt vorangetrieben durch das Krankenhauszukunftsgesetz. Als ein gewichtiger Fördertatbestand gilt dabei die Umstellung auf die elektronische Dokumentation von Patientendaten. Mit der elektronischen Patientenakte (EPA) wird unter anderem das Ziel verfolgt, die interprofessionelle Kommunikation und Zusammenarbeit im Krankenhaus zu verbessern. Ob bzw. inwieweit dies gelingt, wird im Projekt eCoCo (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung) untersucht.

Methoden Die Untersuchungen erfolgen in drei Kliniken unterschiedlicher Fachrichtungen. Bei einer der Kliniken erfolgen zwei Erhebungen in Form eines Längsschnittdesigns, wobei der erste Messzeitpunkt vor Einführung der EPA liegt und der zweite ein Jahr danach. Bei den übrigen Kliniken erfolgen die Erhebungen ca. zwei Jahre nach Einführung der EPA. Qualitative Daten werden erhoben mit teilnehmenden Beobachtungen auf Station, Fokusgruppen und Einzelinterviews mit Pflegekräften, Ärzt:innen sowie weiteren Berufsgruppen. Die Auswahl der Fälle, die Auswertung der Daten und der Forschungsprozess als ganzes werden im Sinne der Grounded Theory nach Strauss und Corbin ausgerichtet. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie die interprofessionelle Kommunikation und Zusammenarbeit im Krankenhaus charakterisiert sind und welche Auswirkungen hierbei mit der Einführung der EPA einhergehen.

Ergebnisse Die Datenerhebungen und -auswertungen dauern noch an und werden zum Zeitpunkt des Kongresses abgeschlossen sein. Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass interprofessionelles Arbeiten im Krankenhaus in seiner Ausprägung vor allem anhand folgender Kriterien ausgestaltet wird: Effizienzsteigerung, organisationsbezogene Regeln und Vorgaben, Patientenzentrierung und Spezialisierung der einzelnen Berufsgruppen. Die EPA hat nach jetzigem Wissensstand bei den untersuchten Kliniken fast keine Veränderungen auf die bisherige Ausgestaltung der interprofessionellen Kommunikation und Zusammenarbeit bewirkt. Dies könnte daran liegen, dass die EPA im klinischen Alltag nach aktueller Einschätzung lediglich wie Ersatz der Papierakte verwendet wird und somit auch keinen höheren Stellenwert bei der interprofessionellen Kommunikation einnimmt als diese.

Schlussfolgerung Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass die EPA diverse Potentiale mit sich bringt, welche sich jedoch nicht automatisch in vollem Umfang nach deren Einführung in einem Krankenhaus entfalten. Daher sollten die Verantwortlichen, welche in der jeweiligen Einrichtung für die Implementierung der EPA zuständig sind, Ziele vereinbaren, die mit der Implementierung verfolgt werden sollen. Die Implementierungsstrategie gilt es infolgedessen auf diese Ziele auszurichten und in Zusammenarbeit mit Vertreter:innen der Mitarbeitenden, welche mit der EPA tagtäglich arbeiten, umzusetzen.



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Article published online:
22 August 2022

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