Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 751
DOI: 10.1055/s-0042-1753681
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Prävention und Gesundheitsförderung

Bewegungsförderung in Kitas unter Pandemiebedingungen unter Berücksichtigung der sozialen Lage der Kita-Kinder. Ergebnisse aus der BeweKi-Studie

OM Domanska
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland;
,
J Wurm
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland;
,
S Hermann
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland;
,
D Braun
2   Deutsches Jugendinstitut, München, Deutschland
,
J Romefort
2   Deutsches Jugendinstitut, München, Deutschland
,
S Kuger
2   Deutsches Jugendinstitut, München, Deutschland
,
J Loss
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland;
,
S Krug
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland;
,
S Jordan
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland;
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Lebenswelt Kita hat den Bildungsauftrag Bewegung und Gesundheit von Kindern zu fördern. Sie eignet sich zur Bewegungsförderung, da hier fast alle Kinder erreicht werden können, auch Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status (SES), die den empfohlenen Umfang an körperlicher Aktivität seltener erfüllen als Kinder mit mittlerem und hohem SES. Aber die Coronapandemie und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen hatten erhebliche Auswirkungen auf die Arbeit in Kitas. Inwiefern sich die Coronapandemie auf die Bewegungsförderung in Kitas, auch im Hinblick auf Kitas mit einem hohen Anteil an Kindern mit sozialer Benachteiligung auswirkte, untersucht das Robert Koch-Institut mit der ersten Teilstudie des durch das Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projektes „Untersuchung zur Bewegungsförderung in Kitas, Schulen und Sportvereinen – unter Berücksichtigung der Pandemiebedingungen“ (BeweKi).

Methoden An der standardisierten webbasierten Befragung haben 2.584 Kitas des KiTa-Register des Deutschen Jugendinstituts aus 16 Bundesländern teilgenommen. Die Erhebung fand im Februar und März 2022 statt. Die Befragung richtete sich an die Einrichtungsleitungen. Erhoben wurden eine Gesamteinschätzung der Bewegungsmöglichkeiten in der Kita vor und während der Pandemie. Als Weiteres sollten die Veränderungen des Bewegungsumfangs in einzelnen Bereichen eingeschätzt werden, z. B. freie Bewegung im Innenraum oder Nutzung von externer Infrastruktur. Der Anteil an Kindern mit sozialer Benachteiligung in der Kita beruht auf einer Einschätzung durch die Einrichtungsleitung. Die Ergebnisse basieren auf vorläufigen uni- und bivariate Analysen.

Ergebnisse Etwas mehr 60% der Kitaleitungen berichteten eine allgemeine Verschlechterung der Bewegungsmöglichkeiten in ihrer Kita während der Pandemie, bei 38,2% wurde keine Veränderung und bei einem kleinen Anteil der Kitas (1,6%) eine positive Entwicklung wahrgenommen. Die meisten Verschlechterungen wurden für die Nutzung von externen Turnhallen, Bewegungsräumen oder Schwimmhallen genannt. Zugleich gaben 14,4% der Kitas an, seit der Pandemie mehr angeleitete Bewegung im Freien bzw. mehr Spaziergänge anzubieten (18,0%). In Kitas mit einem höheren Anteil an Kindern mit sozialer Benachteiligung wurde häufiger eine allgemeine Verschlechterung der Bewegungsmöglichkeiten durch die Pandemie berichtet und seltener externe Spielplätze und Grünflächen genutzt.

Schlussfolgerung Der beobachtete Rückgang der Bewegungsmöglichkeiten in Kitas für den Zeitraum der Pandemie, insbesondere auch bei Kitas mit einem höheren Anteil von Kindern mit sozialer Benachteiligung, deutet darauf hin, dass Kitas zukünftig während derartiger Krisen mehr Unterstützung benötigen und resiliente Strukturen entwickeln sollten, damit sie auch unter erschwerten Rahmenbedingungen einen Beitrag zur Bewegungsförderung und zur Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit leisten können.



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Article published online:
22 August 2022

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