Rofo 2022; 194(S 01): S2-S3
DOI: 10.1055/s-0042-1749759
Abstract
Vortrag (Wissenschaft)
Berufspolitik / Berufsrecht

Künstliche Intelligenz – die Zukunft der Medizin. Eine empirische Analyse der Hoffnungen und Bedenken des medizinischen Fachpersonals

H Heinrichs
1   Center for Biohybrid Medical Systems (CBMS) der RWTH Aachen, Department of Experimental Molecular Imaging (ExMI), Aachen
,
L Rohfleisch
2   Institut für Experimentelle Molekulare Bildgebung, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen
,
H Kempt
3   Lehr-und Forschungsbereich Angewandte Ethik, RWTH Aachen, Aachen
,
K S Nagel
4   Lehr-und Forschungsbereich Angewandte Ethik, RWTH Aachen & Comprehensive Diagnostic Center Aachen, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen
,
H Hahn
5   Fraunhofer Institut für Digitale Medizin MEVIS, Bremen
,
F Kießling
6   Institut für Experimentelle Molekulare Bildgebung & Comprehensive Diagnostic Center Aachen, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen
› Author Affiliations
 

Zielsetzung In den kommenden Jahren wird die zunehmende Digitalisierung in der Medizin, insbesondere Künstlicher Intelligenz (KI), den klinischen Alltag nachhaltig verändern. Vor diesem Hintergrund ist die Analyse ethischer, sozialer und beruflicher Fragestellungen für eine erfolgreiche Implementierung unabdingbar. Ziel der Studie ist es, die Hoffnungen und Bedenken von Ärzten/Ärztinnen in Anbetracht dieser Entwicklungen zu eruieren.

Material und Methoden Ein Fragebogen wurde an ärztliches Personal über die Deutsche Röntgengesellschaft, dem Centrum für Integrierte Onkologie und Fachverteilern unseres Universitätsklinikums verteilt. Die anonyme Umfrage beinhaltete quantitative Fragen zu den Themenschwerpunkten Verantwortung, Vertrauen und Emotionen.

Ergebnisse Es wurden 379 Fragebögen vollständig beantwortet. Die Teilnehmenden stehen den Veränderungen in der Medizin teils skeptisch (27%), großenteils hoffnungsvoll (69%), jedoch kaum ängstlich (7%) gegenüber. Fast alle Befragten schätzen KI-Technologien als effektive Unterstützung, ob in der Präventionsdiagnostik (82%) oder als Zweitmeinung bei Entscheidungsfragen (63%), eher selten als alleinigen Entscheidungsträger (6%). Während nur jede(r) Zehnte einen Kontrollverlust fürchtet, glauben insgesamt 91% an die Bereicherung ihrer Tätigkeiten. Von den befragten Radiologen/Radiologinnen vermutet jedoch ein Viertel eine Gefährdung des eigenen Berufsfeldes. Sowohl bei Fehldiagnosen als auch bei fehlerhaften Behandlungsentscheidungen, halten sich Ärzte/Ärztinnen, insbesondere diejenigen in Führungspositionen, für selbstverantwortlich, dicht gefolgt von Medizinprodukteherstellern und Krankenhäusern.

Schlußfolgerungen Insgesamt sehen die befragten Ärzte/Ärztinnen KI als Bereicherung Ihrer Tätigkeiten, wohingegen die Frage nach Verantwortung divergent beantwortet wurde. Da die bisherigen Ergebnisse eine deutlich höhere Teilnahme der Radiologen/Radiologinnen aufweisen, erheben wir gegenwärtig weitere Umfragen, um in Kürze die Ansichten anderer Fachdisziplinen zu präsentieren.



Publication History

Article published online:
29 August 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany