Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e69
DOI: 10.1055/s-0041-1739857
Abstracts | DGPM

Qa2-defiziente Mäuse als potentiell neues Tiermodell für die Pathogenese der Präeklampsie

S Dietz
1   Universitätskinderklinik Tübingen, Neonatologie Forschung, Tübingen, Deutschland
,
J Schwarz
1   Universitätskinderklinik Tübingen, Neonatologie Forschung, Tübingen, Deutschland
,
CF Poets
1   Universitätskinderklinik Tübingen, Neonatologie Forschung, Tübingen, Deutschland
,
C Gille
1   Universitätskinderklinik Tübingen, Neonatologie Forschung, Tübingen, Deutschland
,
N Köstlin-Gille
1   Universitätskinderklinik Tübingen, Neonatologie Forschung, Tübingen, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Frühgeburtlichkeit ist definiert als Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche. Sie ist ursächlich für 75% der neonatalen Mortalität und mehr als 50% der Langzeit-Morbidität von Neugeborenen. Eine der wichtigsten Ursachen für Frühgeburtlichkeit ist die Präeklampsie (PE). Die PE ist eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung, die ab der 20. SSW in bis zu 10% aller Schwangerschaften auftritt. Leitsymptome sind arterielle Hypertonie (>140/90 mmHg), Proteinurie (>300 mg/24 h), Nierenschäden und Ödeme. Beim Fetus führt sie häufig zu einer intrauterinen Wachstumsretardierung (IUGR). Bisher ist die einzige kausale Therapie eine rasche Entbindung und damit vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft. Um die Entstehung der PE besser zu verstehen und gegebenenfalls zu verhindern bzw. Behandlungsmethoden zu etablieren sind Tiermodelle hilfreich.

Hypothese Das Qa2-Mausmodell eignet sich als Modell zur Untersuchung der PE.

Methode/Mäuse Das MHC-I-Molekül Qa2 gilt als murines Korrelat zum MHC-Ib-Molekül HLA-G. HLA-G ist ein nicht-klassisches MHC-I-Molekül, das im gesunden Organismus nahezu nur von Trophoblastzellen exprimiert wird und immunregulatorische Funktion hat. Qa2-defizienten Mäusen fehlt durch eine Spontanmutation das Qa2-Protein. Der Schwangerschaftsverlauf von Qa2-defizienten Mäusen wurde untersucht.

Ergebnisse Das Fehlen von Qa2 führte zu einer erhöhten Abortrate in der zweiten Trächtigkeitshälfte, sowie zu einer intrauterinen Wachstumsretardierung der Feten. In den Plazenten Qa2-defizienter Mäuse kam es zu einer Ansammlung von eosinophilen Aggregaten. Transkriptom-Analysen zeigten, dass im Uterus insbesondere Gene, welche in die Angiogenese involvierten sind, bei Qa2-defizineten Mäusen vermindert exprimiert waren. Histologisch waren Änderungen im Spiralarterienremodelling zu beobachten. Des Weiteren führte eine Qa2-Defizienz zu immunologischen Veränderungen mit verminderter Akkumulation von MDSC und regulatorischen T-Zellen.

Schlussfolgerung Die Ergebnisse deuten auf einen Defekt in der mütterlichen Anpassung an die Schwangerschaft hin und zeigen Hinweise darauf, dass eine Qa2-Defizienz zur Entwicklung eines Präeklampsie-ähnlichen Krankheitsbildes führt. Möglicherweise kann dieses Modell zur Untersuchung potenzieller therapeutischer Interventionen für die Behandlung oder Prävention der Präeklampsie genutzt werden.



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Article published online:
26 November 2021

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