Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e256-e257
DOI: 10.1055/s-0040-1718299
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Case-Report II

Tiefinfiltrierende Endometriose mit ausgeprägter Darm- und Ureterbeteiligung – ein Fallbericht

K Metzger
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
J Radosa
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
P Sklavounos
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
S Findeklee
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
E-F Solomayer
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
B Haj Hamoud
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Wir berichten über eine 26-jährige Patientin, die sich erstmals 2017 mit einem mechanischen Illeus in einer allgemeinchirurgischen Abteilung vorstellte. Es wurden eine Sigmaresektion sowie eine Ileocaecalresektion durchgeführt. Histologisch wurde die Erstdiagnose einer tiefinfiltrierenden Endometriose gestellt (ENZIAN-Score FI). Nach zwei Jahren erfolgte die erstmalige Vorstellung in unserer gynäkologischen Ambulanz bei linksseitigen Unterbauchschmerzen. Sonographisch zeigte sich ein Nierenstau III° links und eine Ovarialzyste links. Intraoperativ bestätigte sich der Verdacht einer Endometriosezyste (12x11cm) des linken Ovars (rASRM III). Es erfolgte die laparoskopische Zystenexstirpation. Die Therapie mit einem GnRH-Analogon wurde begonnen. Es folgte die Betreuung in unserem Endometriosezentrum mit weiterführender Diagnostik. Es zeigte sich ein irreversibler Funktionsverlust der Niere links (< 5 % in der Nierenfunktionsszintigraphie) bei Endometriosebefall des Ureters. Ein MRT-Abdomen zeigte ebenfalls ein Endometrioserezidiv des Sigmas. Es erfolgte der interdisziplinäre operative Eingriff mit tiefer anteriorer Rektumteilresektion, Nephrektomie links, Ureterolyse beidseits, ausgedehnte Adhäsiolyse, Salpingektomie links und die Endometriosesanierung des Ligamentum sacrouterinum und der Scheidenhinterwand. Histologisch bestätigte sich die tiefinfiltrierende Endometriose mit dem ENZIAN-Score A2 B2 C2 FU.

Eine Beteiligung des Harntraktes liegt bei etwa 1-2 % aller Patientinnen mit Endometriose vor. Von diesem Kollektiv zeigen wiederum nur 10-20 % einen Befall des Ureters. Bei etwa 25-43 % aller Patientinnen mit Harntraktbeteiligung wird eine Hydronephrose und ein Funktionsverlust der Niere beobachtet. Die Notwendigkeit einer Nephrektomie bedingt durch eine intrinsische tiefinfiltrierende Endometriose des Ureters stellt somit eine absolute Rarität dar. Retrospektiv lässt sich nicht sagen, ob eine frühzeitigere Therapie mit einem GnRH-Analogon oder die Durchführung der primären Operation durch einen Chirurgen mit Erfahrung der Endometriosesanierung einen Organerhalt bewirkt hätte.



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Article published online:
07 October 2020

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