Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e245-e246
DOI: 10.1055/s-0040-1718266
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Case-Report I

Isoliertes Labienödem nach Cannabiskonsum

LM Frommke
1   Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Köln, Deutschland
,
P Mallmann
1   Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Köln, Deutschland
,
C Domröse
1   Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Köln, Deutschland
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Wir berichten über eine 17-Jährige, die sich im Notdienst mit plötzlich einsetzender Labienschwellung vorstellte.

Bei der Patientin sind eine Alopezia, Asthma bronchiale, Heuschnupfen mit multiplen Allergien (Pollen, Tierhaare, Staub, Milben) und ein Nikotinabusus vorbekannt.

Es erfolgte eine Inspektion des äußeren Genitals, Abstrichdiagnostik und Fotodokumentation.

Zusätzlich wurde eine erweiterte Allergiediagnostik initiiert und ein hereditäres Angioödem durch Nachweis eines normwertigen C1-Esterase-Inhibitors ausgeschlossen.

Labia minora beidseits stark ödematös geschwollen, Labia majora minimal geschwollen; Hymen intakt; kein vaginaler Ausfluss, Rötung, Bläschen/Erosionen oder Trauma ersichtlich; Lymphknoten inguinal nicht geschwollen. Kein Juckreiz. Eine infektiöse Genese erschien unwahrscheinlich. Wechsel von Kosmetika oder Waschmittel sowie Latexkontakt wurden verneint. Das Nativpräparat sowie die Laboruntersuchung waren unauffällig; Nieren beidseits sonographisch nicht gestaut. Vor Einsetzen des Ödems erfolgte ein Cannabiskonsum durch die Patientin.

Mikrobiologischer Abstrich: Nachweis von Staphylococcus aureus und Escherichia coli.

Das Gesamt-IgE war mit 306 KU/l erhöht. Die erweiterte Allergiediagnostik bestätigte die vorbekannten multiplen Typ 1-/IgE-vermittelten Allergien.

Im Verlauf zeigte sich der Befund unter lokaler antiallergischer Therapie (Dimetindenmaleat Gel) vollständig rückläufig.

Aufgrund des engen zeitlichen Zusammenhanges und Ausschluss anderer Ursachen stellten wir die Verdachtsdiagnose auf ein Cannabis-induziertes Ödem. Mit weltweit zunehmender Legalisierung, Produktion und Konsum von Cannabis häufen sich Fallberichte bezüglich allergischer Reaktion, sowohl bei Cannabiskonsum, als auch bei reinem Hautkontakt.

Dabei variiert die allergische Reaktion in ihrer Ausprägung von milder Rhinokonjunktivitis und Urtikaria bis hin zu Angioödemen oder schweren systemischen anaphylaktischen Reaktionen. Als mögliches Allergen gilt vor allem das unspezifische Lipidtransferprotein Can s 3. Eine standardisierte Allergietestung diesbezüglich fehlt bisher.

Dies ist die Erstbeschreibung eines Labienödems nach Cannabiskonsum.



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Article published online:
07 October 2020

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