Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E56-E57
DOI: 10.1055/s-0039-3401197
ePoster
ePoster Sitzung 1.6: Perinatalmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fallbericht einer „Flush-out“ Behandlung mittels kontinuierlicher, amnialer Infusion und Meropenemgabe bei einem frühen, vorzeitigen Blasensprung (PPROM) mit E. coli 3MRGN-Besiedlung

R Ocker
1   Universitätklinikum Halle, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle a. d. S., Deutschland
,
S Moritz
2   Universitätsklinikum, Klinische Infektiologie, Halle a. d. S., Deutschland
,
R Haase
3   Universitätsklinikum, Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin,, Halle a. d. S., Deutschland
,
M Tchirikov
1   Universitätklinikum Halle, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle a. d. S., Deutschland
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Einleitung:

Ein früher vorzeitiger Blasensprung (PPROM) ist eine schwerwiegende Schwangerschaftskomplikation mit erhöhtem Risiko für schwere Morbitiditäten sowie Mortalität beim Neugeborenen. Eine amniale Besiedlung mit multiresistenten Keimen stellt eine besondere Herausforderung dar.

Fallbericht (Methodik + Ergebnisse):

Wir berichten über eine 18-jährige Erstgravida, die mit 23+0 SSW mit einem frühen vorzeitigen Blasensprung, welcher seit mindestens der 18. SSW bestand, in unsere Klinik eingewiesen wurde. Bei initial unauffälligen Entzündungswerten erfolgte die Lungenreifeinduktion und die Gabe von Breitbandantibiotika. Die Patientin wünschte einen individuellen Heilversuch mittels der „Flush-out“-Methode. Mit 23+2 SSW wurde mit einer kontinuierlichen Amnioninfusion mittels künstlichen Fruchtwasser sowie intraamnialer Clindamycin-Applikation über einen transabdominalen Katheter begonnen. Bei Nachweis eines E. coli 3MRGN wurde die Therapie auf Meropenem (i.v. und intraamnial) umgestellt. Insgesamt konnte die Schwangerschaft für 38 Tage prolongiert werden. Bei Anstieg der Entzündungsparameter erfolgte die Entbindung per sectionem. Es wurde ein lebensfrischer Junge (1480 g) entwickelt. Die Meropenem-Therapie wurde auf der neonatologischen Intensivstation nach 3 Tagen beendet. Der weitere Verlauf gestaltete sich für das Frühgeborene unkompliziert, so dass dieses nach 12 Tagen von der Intensivstation verlegt werden konnte. Im bisherigen follow-up zeigten sich keine gravierenden Folgen der Frühgeburtlichkeit.

Diskussion:

Bei einem PPROM kann ein individueller Heilversuch mittels kontinuierlicher Amnioninfusion zu einer signifikanten Schwangerschaftsprolongation führen. Eine enge Zusammenarbeit mit der klinischen Infektiologie und ein antibiotic stewardship Programm unterstützt die Kliniker bei der Wahl der bestmöglichen antiinfektiven Therapie. Nach Literaturrecherchen ist dies die erste dauerhafte intraamniale Meropenem-Applikation beim Menschen.

Multizentrische, klinische Studie ab 02/2020: Behandlung eines klassischen Blasensprunges im 2. Trimester mittels einer kontinuierlichen Amnioinfusion: eine prospektive randomisierte Studie (BMBF KS2018 – 119).

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Tab 1: Antibiotische Therapie, mikrobiologische Abstriche, Neuanlage Katheter.
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Abb. 1: Verlauf Entzündungswerte

Referenzen:

Tchirikov et al. Mid-trimester preterm premature rupture of membranes (PPROM): etiology, diagnosis, classification, international recommendations of treatment options and outcome. J Perinat Med. 2018. Review.

Tchirikov et al. Long-term amnioinfusion through a subcutaneously implanted amniotic fluid replacement port system for treatment of PPROM in humans. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2010.