Gesundheitswesen 2019; 81(03): 263-264
DOI: 10.1055/s-0039-1679350
Vorträge
Fachausschuss Umweltmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

PFC im Grundwasser im Mannheimer Norden – Betrachtung aus Sicht des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes

C Brüggemeier
1   Fachbereich Gesundheit, Stadt Mannheim, Gesundheitsschutz, Mannheim, Germany
,
H Becker
1   Fachbereich Gesundheit, Stadt Mannheim, Gesundheitsschutz, Mannheim, Germany
,
F Felgenträger
2   Fachbereich Grünflächen und Umwelt, Stadt Mannheim, Bodenschutz-, Altlasten- und Wasserbehörde, Mannheim, Germany
,
D Kosanic
1   Fachbereich Gesundheit, Stadt Mannheim, Gesundheitsschutz, Mannheim, Germany
,
P Schäfer
3   Fachbereich Gesundheit, Stadt Mannheim, Fachbereichsleitung, Mannheim, Germany
,
N Oster
1   Fachbereich Gesundheit, Stadt Mannheim, Gesundheitsschutz, Mannheim, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 April 2019 (online)

 

Hintergrund:

Im Mannheimer Norden wurden 2015 Ackerflächen mit erhöhten Gehalten an potentiell hepato- und reproduktionstoxischen per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) identifiziert. PFC-Belastungen von landwirtschaftlichen Flächen sind in den vergangenen Jahren in verschiedenen Regionen Deutschlands als umweltmedizinisches Problem erkannt worden. Gute Lösungsstrategien konnten bislang noch nicht etabliert werden. Es werden Mannheimer Untersuchungsergebnisse zum Ausmaß der PFC-Belastungen und daraus abgeleiteten Maßnahmen vorgestellt.

Ziele:

Feststellung des Umfangs der PFC-Verunreinigungen und Ableitung von Sofortmaßnahmen zum Gesundheitsschutz unter Berücksichtigung der Wirkungspfade Boden-Grundwasser und Boden-Pflanze.

Methode:

2015 bis 2017 wurden 4 Untersuchungsreihen zur PFC-Bestimmung aus Bodenproben, Beregnungsbrunnen, Eigenwasserversorgungen, einem Wasserwerk, nahegelegenen Weihern sowie dort angebauten Lebens- und Futtermittel durchgeführt. 2018 wurde auch Honig in der Umgebung des Untersuchungsgebiets untersucht. Die Ergebnisse wurden im zeitlichen Verlauf bewertet und Maßnahmen abgeleitet.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden von 2015 bis 2017 jährlich 10 bis 56 Beregnungsbrunnen beprobt. Die Ergebnisse der Boden- und Grundwasseruntersuchungen weisen auf eine Tiefenverlagerung von PFC hin. Von 2016 auf 2017 war in 20 von 25 Beregnungsbrunnen ein Anstieg der Konzentrationen zu erkennen. Dieser scheint mit steigender Kettenlänge langsamer zu verlaufen. Trinkwasser aus 5 von 6 Eigenwasserversorgungen wies niedrige PFC-Gehalte auf. Betroffen waren vor allem Eigenwasserversorgungen im belasteten Grundwasserstrom. Auch im Trinkwasser eines Wasserwerks sowie in angrenzenden Weihern wurde PFC in sehr geringen Konzentrationen nachgewiesen. Durch das Vorerntemonitoring wurden PFC-belastete Chargen identifiziert die daraufhin nicht in den Handel kamen. 2018 wurde in Honig PFC nachgewiesen. Die darin gefundenen Einzelstoffe PFBA, PFPeA und PFHxA waren auch in den anderen Umweltkompartimenten nachweisbar.

Schlussfolgerungen:

Weitere Flächen mit PFC-Auftrag müssen mittels Bodenuntersuchungen identifiziert werden. Im engeren Schadensschwerpunkt ist z.B. das Potenzial an Vorläufersubstanzen (Precursor) zu bewerten. Bei weiterer Tiefenverlagerung von PFC sind in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe jährliche Beprobungen der Eigenwasserversorgungen durch das Gesundheitsamt, ein Vor-Ernte-Monitoring der Nahrungs- und Futtermittel durch die Landwirtschaftsverwaltung sowie Untersuchungen von Honigproben durch die Lebensmittelüberwachung notwendig. Aufgrund der gegen den Grundwasserstrom gelegenen Lage des Wasserwerks ist eine Beeinflussung des dort gewonnenen Trinkwassers nicht zu erwarten. Ob sich durch die Untersuchung von Honig Rückschlüsse auf das Vorhandensein und die Verteilung von PFC in einem Untersuchungsgebiet ergeben und sich dadurch ein bienengestütztes Umweltmonitoring ableiten lässt, sollte Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.