Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 834
DOI: 10.1055/s-0038-1667818
Beiträge am Freitag, 14.09.2018
Postervorträge
Versorgungsforschung, Gesundheitssystemforschung und Gesundheitsökonomie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Versorgung von kardialen Beschwerden bei möglichen psychischen Komorbiditäten: Die Patientenperspektive – Qualitative Befragung von Notaufnahmepatienten einer städtischen Region in einer Mixed Methods Studie

M Schmiedhofer
1   Charité-Universitätsmedizin, Arbeitsbereich Notfallmedizin, Berlin, Deutschland
,
SL Kuhlmann
1   Charité-Universitätsmedizin, Arbeitsbereich Notfallmedizin, Berlin, Deutschland
,
A Schneider
2   Charité-Universitätsmedizin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
,
J Deutschbein
2   Charité-Universitätsmedizin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
,
A Figura
3   Charité-Universitätsmedizin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, Berlin, Deutschland
,
A Slagman
1   Charité-Universitätsmedizin, Arbeitsbereich Notfallmedizin, Berlin, Deutschland
4   James Cook University, College of Health Sciences, Cairns, Australien
,
M Möckel
1   Charité-Universitätsmedizin, Arbeitsbereich Notfallmedizin, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Psychische Komorbiditäten bei kardialen Erkrankungen gelten als unterdiagnostiziert und beeinflussen Lebensqualität und die Fähigkeit zum Selbstmanagement. Sie führen zur häufigen Inanspruchnahme medizinischer Versorgung und fordern Notaufnahmen besonders heraus, da mögliche lebensbedrohliche Zustände Diagnostik und Behandlungsangebote dominieren und die Evaluierung psychischer Erkrankungen sehr einschränken. Zur Vermeidung von Fehlversorgungen sind mehr Informationen erforderlich.

Methoden:

In einer mixed methods Studie mit einer in die quantitative Kohorte eingebetteten qualitativen Befragung zur Prävalenz psychischer Beschwerden bei Notaufnahmepatienten mit kardialen Symptomen wurden in einer städtischen Region bisher 9 von ca. 25 qualitativen Interviews geführt. Erfragt wurden Krankengeschichte, Nutzungsstruktur des Gesundheitssystems, Erfahrung mit psychotherapeutischer Behandlung sowie Erwartungen an und Zufriedenheit mit ambulanter, stationärer und Notaufnahmeversorgung.

Ergebnisse:

Ein Teil der Befragten berichtete von psychischen Belastungen, die subjektiv in einem nur geringfügigen Zusammenhang zur Schwere bzw. zu einer diagnostizierten kardialen Erkrankung standen. Etwa die Hälfte hatte psychotherapeutische Behandlungserfahrungen. Selbstwirksamkeitserwartungen waren unterschiedlich ausgeprägt. Kritisiert wurde an niedergelassenen und stationär behandelnden Ärzten teilweise ein Mangel an Verständnis für das Krankheitserleben sowie Akzeptanz für Therapiewünsche.

Schlussfolgerungen:

Die qualitativ erhobenen Daten machen die subjektive Belastung durch psychische Beschwerden bei Notaufnahmepatienten mit kardialen Symptomen sichtbar, für die in diesem Kontext keine geeigneten Versorgungsangebote zur Verfügung stehen. Im Zusammenhang der quantitativ erhobenen Prävalenz werden sie zur Erarbeitung von Interventionen beitragen, die bei der akuten notfallmedizinischen Versorgung das Vorhandensein von psychischer Komorbiditäten bei Therapieentscheidungen berücksichtigt.